Wir haben ein Projekt ins Leben gerufen, das interessierte Studierende verschiedenster Fachrichtungen mit Gesellschaft für einen Theaterbesuch versorgte. Zusammen haben wir am 9. und 11. Februar 2023 das Stück Woyzeck besucht, das zu dem Zeitpunkt im Stadttheater Konstanz aufgeführt wurde. Anschließend haben wir uns über den Besuch ausgetauscht – eine bereichernde Erfahrung, wie uns im Feedback mitgeteilt wurde!
Dieses Projekt und sämtliche damit zusammenhängende Medien wurden im Rahmen des Seminars „Stadt- und Kunstführungen auf neuen Wegen“ unter der Leitung von Birgit Rucker entwickelt und in Kooperation mit dem Stadttheater Konstanz umgesetzt. Sämtliches Design ist selbst entworfen oder von freigegebenen Quellen verwendet und es werden keine Rechte verletzt. Die Veranstaltung fand im Februar 2023 statt. Ein großer Dank gilt unserem Kontakt beim Stadttheater, ohne den das alles nicht möglich gewesen wäre, Max Sohm, dem kritischen Auge der graphischen Gestaltung, der maßgeblich zu dem finalen Design beigetragen hat, und der Seminarleiterin Birgit Rucker, die uns mit Tipps, Tricks und Hilfestellung durch die Entwicklung begleitet hat.
Projektteam: Anita Bühler, Madeleine Chevalier, Emilia Matisic, Fee Schleidt, Clara Traub, Sophie Wiest
Projektablauf und Reflexion
Wir haben uns am 9. Februar um 19 Uhr, bzw. am 11. Februar um 19:20 Uhr an der Münsterpyramide getroffen und uns den Teilnehmer*innen vorgestellt. Danach gab es für alle die von uns vorbereitete Broschüre zum Stück in gedruckter Form, und nach einem kurzen Spaziergang zum Theater und der dortigen Einführung konnten wir das Stück besuchen – dank dem Konstanzer Kulturticket für Studierende vollkommen gratis!
Nach beendeter Aufführung versammelten wir uns erneut im Foyer, um uns über unsere Eindrücke auszutauschen. Für alle Fälle hatten wir auch einige Fragen vorbereitet, die ebenfalls in der Broschüre abgedruckt sind, die als Diskussionsanstoß dankbar angenommen wurden. Das Gesprächsklima zeigte sich sehr unterschiedlich, in jedem Fall aber hat es unseren Horizont erweitert, die Eindrücke der anderen mitzuhören. Je nach Intensität des Gesprächs haben wir früher oder später den Dank an alle ausgesprochen und die Veranstaltung für beendet erklärt. Eine kleine Gruppe hat sich anschließend noch auf ein Getränk in die Seekuh gesetzt.
Von ein paar Interessierten erreichte uns die Kritik, dass nur zwei Termine zur Wahl gestanden hätten, die beide in die berüchtigte Prüfungsphase fielen – und die Bitte, sollte so eine Veranstaltung noch einmal umgesetzt werden, den Zeitraum anders zu wählen. Außerdem kam die Rückmeldung von einigen Teilnehmer:innen, sie wären an einer regelmäßigen Veranstaltung dieser Art interessiert und würden diese auch besuchen. Alles in allem lief es gut – kleine Problemchen und wie wir sie gelöst haben sind unten stehend im Protokoll hinter den Kulissen aufgeführt.
Hier sind all die Planungsschritte aufgezählt, die zu dem Event geführt haben – sozusagen der Blick hinter die Kulissen. Falls das Veranstaltungskonzept weitergeführt werden sollte, lohnt sich ein Blick hier rein. Viel Spaß!
Was für eine Art Kunstführung wollen wir machen?
Relativ schnell kristallisierte sich heraus, dass das Stadttheater eine von vielen Studierenden unterschätzte Einrichtung ist, deren Schaffen wir Interessierten näherbringen wollten. Wir beschlossen, einen Theaterbesuch zu planen, der gleichzeitig auch Einzelpersonen ermöglicht, das Theater zu besuchen ohne den Abend allein verbringen zu müssen. Nun galt es die Frage nach Stück und Zeitraum zu klären. Hierbei stießen wir auf das erste Problem: Die Spielzeiten für die Semesterferien waren nicht öffentlich, und Woyzeck war das späteste Stück, das ausgeschrieben war. Um nicht die letzten Semesterveranstaltungen „vollzustopfen“, aber auch nicht die ersten, entschieden wir uns für den 9. und 11. Februar. Zwei Termine, um möglichst vielen Interessierten einen Besuch zu ermöglichen. Nur zwei Termine waren allerdings zu wenig Auswahl, wie wir in der Rückmeldung erfahren haben.
Wie machen wir Werbung?
Nach Festlegung des Was und Wo der Veranstaltung haben wir beratschlagt, wo wir Werbung machen könnten und wie. Wir haben es für sinnvoll gehalten, uns so früh wie möglich damit zu befassen, damit möglichst viele davon mitbekommen und schließlich auch das Theater besuchen. Diese Entscheidung war im Prinzip richtig, allerdings haben wir mit der tatsächlichen Werbung viel zu spät angefangen, sodass wir bis zur letzten Minute bangen mussten, ob alle reservierten Karten vergeben werden konnten, dazu aber später mehr.
Wir haben einen Flyer designt, der sowohl digital in Social Media Formaten als auch analog und ausgedruckt überall ausgelegt und angepinnt werden konnte (Abb.1). Die Anmeldung erfolgte über QR-Codes auf den Flyern, die zu den WhatsApp-Gruppen von beiden Terminen geführt haben. In Beratschlagung, wer wohl die größte „Kundschaft“ sein könnte, kamen wir zu dem Entschluss, die Literatur-Tutorien der LKM-Erstsemester zu besuchen und die Veranstaltung dort zu bewerben, was aufgrund unpassender Zeiten darin endete, dass wir ein Video drehten und schnitten, welches die Tutoren abspielen konnten.
Über „Insider“ haben wir Zugang zu WhatsApp-Gruppen verschiedenster Uni-Gruppierungen erhalten, beispielsweise die LKM-Gruppen der verschiedenen Jahrgänge, des Theaters und verschiedener Chöre und Orchestergruppen, in die wir eine Werbenachricht mit dem Flyer geschickt haben. Auch die Innenwände der Damentoiletten sind nicht verschont geblieben. Schließlich hat sogar die Dozentin ihre Kurse darauf hingewiesen. Nicht ausgeschöpft haben wir die Bewerbung über den Event-Newsletter der Uni, die Mail über den Fachbereichsreferenten sowie Flyerauslegung in der Mensa.
Wie wird die Broschüre gestaltet?
Um die Einführung davor und Diskussion danach thematisch zu gestalten, haben wir beschlossen, eine Begleitbroschüre zu entwerfen, die nicht so umfangreich ist wie die des Stadttheaters, sich dafür aber mit den ausgewählten Themen befasst. Nach Diskussion und Visite der Generalprobe, um die Umsetzung zu begutachten, haben wir beschlossen uns auf den Femizid zu fokussieren. Drumherum kamen noch eine Inhaltsangabe, eine Personenkonstellation mit selbstentworfenen Zeichnungen, die Diskussionsfragen, Platz für Notizen für danach und zuletzt ein Impressum hinzu. Wichtig war, fremde Symbole und Inhalte nicht ohne Zustimmung zu verwenden, beispielsweise das Logo des Theaters, das führt sonst schnell zu unbeabsichtigten Plagiaten. Die Broschüre wurde mit dem Programm Scribus erstellt und auf einem USB-Stick in die Unidruckerei gegeben. Die sind allerdings recht streng was das Format angeht, daher sollte man sich im Voraus informieren damit es nicht zu ungeplanter Verzögerung kommt. Da die Finanzierung und Bestellung über jemanden laufen sollte, der an der Uni angestellt ist, haben wir die ganzen Daten bereitgestellt und die Dozentin hat ihre Unterschrift daruntergesetzt. Es wurde aber sehr knapp die Broschüren rechtzeitig zu erhalten, wir hätten sie mindestens zwei Wochen vor Stichtag in Auftrag geben sollen. Sie wurden im Büro des Auftraggebers abgeliefert.
Wie liefen die Veranstaltungen?
Wir haben uns um 19 Uhr getroffen und nach einer Vorstellungsrunde die Broschüren verteilt. Am 09.02. hat das Theater eine Einführung gegeben, die wir besucht haben bevor wir in die Vorstellung gegangen sind, am 11.02. mussten wir die Einführung für unsere Gruppe selbst halten. Da wir am 09. viel Leerlauf hatten, haben wir den Treffpunkt auf 19:20 Uhr verlegt. Nach dem Stück fand die Diskussion statt, die von uns geführt wurde. Wir saßen dafür im Foyer, was lauter und unruhiger war als wir uns das vorstellten, es wäre also vielleicht sinnvoller, einen eigenen Raum vom Theater anzufragen für die Diskussion. Nach offiziellem Ende der Veranstaltung sind Teile in die Seekuh eingekehrt, was nochmal für ungezwungeneres Reden gesorgt hat, welches aber nicht mehr zwingend mit dem Stück zu tun hatte.
Unsere Probleme, Lösungen und Vorschläge
Leider sind einige unserer Entscheidungen nicht von Anfang an klar gewesen, sondern sind das Ergebnis eines Problemlösungsversuches. Begonnen hat es schon bei dem Flyerdesign. Unser erster Flyerentwurf war mehr als dürftig, was nicht zuletzt an unserer gestalterischen Unwissenheit lag. Mithilfe von Max Sohm, einem ehemaligen LKM-Student, als graphischem Kritiker entwarfen wir mehrere neue Flyer, von denen einer die finale Version wurde. Die Umstöße, die wir machen mussten, haben uns aber in unserem Zeitplan deutlich zurückgeworfen.
Die Broschüre hat in ihrem Design deutlich länger gedauert als erwartet und sah auch nicht so aus wie geplant, zudem blieb das finale Formatieren an einer Person hängen, damit alles im selben Stil erschien. Zusätzlich hat uns die Druckerei den Tipp gegeben, das Design über den vorgegebenen Rand zu ziehen, damit keine weißen Ränder zu sehen sind. Alternativ kann der weiße Rand mit eingearbeitet werden. Leider hat es beim umformatieren auch die Hintergrundfarbe verändert, die von dunkelgrün zu schwarz wurde. Solche Dinge wären vermeidbar gewesen, wenn wir uns früher darum gekümmert hätten.
Nach getaner Werbung, nur noch Tage vor der Veranstaltung, hatten wir nur sehr wenige Anmeldungen. Zu dem Zeitpunkt bewarben wir nur die LKM-Erstis, weil wir davon ausgingen, dass von 100 Studis sicher ca 30 ins Theater mit kämen, und dann hätten wir noch immer Puffer falls es mehr gewesen wären. Schließlich haben wir weniger als eine Woche vorher beschlossen, wir lassen alle Studierenden zu, die wollen. Zu dem Zeitpunkt begann die Werbung in den „älteren“ und gemischten WhatsApp-Gruppen, sowie die Plakatierung in den Toiletten und Werbung via Mail. Nach dem Upgrade der Reichweite haben sich schließlich genug angemeldet, damit fast alle reservierten Tickets vergeben wären. Im Theater selbst haben wir die reservierten Karten abgeholt, die wir brauchten, und die Reste wurden vom Theater an die glücklichen Wartenden vor der ausverkauften Abendkasse verkauft, unsere Sorgen waren also unberechtigt.