Heute findet wieder das fachwissenschaftliche Kolloquium des Fachbereichs Literatur- mit Kunst- und Medienwissenschaft von 17 Uhr bis 18.30 Uhr in Raum H306 statt:
Benjamin Bühler (Universität Konstanz) und Stefan Willer (ZfL Berlin) werden vortragen zum Thema: Literarische Prognostik und die Grenzen des Wissens.
Der Vortrag wird zum einen das am Zentrum für Literatur- und Kulturforschung angesiedelte
Projekt „Prognostik und Literatur“ vorstellen, das sich aus kulturwissenschaftlicher
Perspektive mit dem Feld des Zukunftswissens beschäftigt. Wie sich erwiesen hat, erfordert
die historische Spezifik von Zukunftsszenarien und Kulturtechniken der Prognose vor allem
einen medien- und textanalytischen Zugang. Diesen Zugang stellte in besonderer Weise die
Literaturwissenschaft bereit. Sie lieferte das Instrumentarium für die Untersuchung jener
narrativen Formen, rhetorischen Figuren und Fiktionen, durch die prognostische Diskurse
geprägt sind.
Zum anderen stellt der Vortrag zwei unterschiedliche Formen des literarischen
Zukunftswissens vor: Franz Kafkas unvollendet gebliebene Erzählung „Der Bau“ (1924/25)
führt die Transformation von Gefahren in Risiken vor und erweist sich damit als Reflexion
moderner Strategien der Sicherung. Franz Fühmanns Erzählung „Die Ohnmacht“ aus seinem
Band Saiäns-fiktschen (1981) thematisiert die traditionellen Zukunftsmodellierungen
„Vorsehung“ und „Schicksal“ in Gestalt eines Zeitschleifen-Experimentes und betreibt mit
der Entstellung des Genre-Begriffs Science Fiction eine Subversion systemkonformer
Zukunftsmodellierungen
.