Krypta

Unsere Tour beginnt in der Krypta. Die Funktion einer solchen liegt zumeist in der Verwahrung von Reliquien, so auch hier: Der Sarkophag des heiligen Pelagius befindet sich wahrscheinlich immer noch an der Stelle unterhalb des Münsterchors, die ihm im 9. Jahrhundert, also in der Epoche der karolingischen Vorromanik, zugewiesen wurde. Wann und wie die Mauerwerke, die wir heute noch sehen ... mehr anzeigenUnsere Tour beginnt in der Krypta. Die Funktion einer solchen liegt zumeist in der Verwahrung von Reliquien, so auch hier: Der Sarkophag des heiligen Pelagius befindet sich wahrscheinlich immer noch an der Stelle unterhalb des Münsterchors, die ihm im 9. Jahrhundert, also in der Epoche der karolingischen Vorromanik, zugewiesen wurde. Wann und wie die Mauerwerke, die wir heute noch sehen können, erbaut wurden, lässt sich nicht mit letzter Sicherheit rekonstruieren. Wir stellen daher in dieser Station eine Hypothese vor, die auf verschiedenen Analysen basiert. Trotz aller Spekulation ist sicher, dass dieser Bereich des Münsters der älteste erhaltene ist.

Die Krypta, wie sie sich heute präsentiert, ist ein Ergebnis mehrerer Umbauten. Die gratgewölbte zentrale Halle wird von sechs Säulen getragen und dadurch in vier Joche eingeteilt. Als Joch wird ein räumlicher Abschnitt bezeichnet, der durch vier Stützen (Säulen oder Pfeiler) und einem darüber liegenden Gewölbe definiert wird. Die Krypta ist demnach in Ost-West-Richtung in vier Joche und in Nord-Süd-Richtung in drei Joche gegliedert. Ein Querstollen mit Nord-Süd-Ausrichtung verbindet die Halle mit einem Seitenraum im Süden, der vermutlich aus dem 10. Jh. stammt. Von hier führt ein weiterer Stollen, der nicht datiert ist, in Richtung Westen. Dieser Stollen hat jedoch ein Pendant nördlich der Krypta, das im 11. Jh. angelegt wurde. Durch den Bau der Konradikapelle und eines dazugehörigen Vorraums im späten 13. Jh. ist dieser Gang allerdings nicht mehr direkt mit der Krypta verbunden.

In den Bildboxen werden Architekturbegriffe wie „Plinthe“, „Säulenschaft“, „Kapitell“, „Echnius“ und „Abakus“ erklärt, die in der Tour weiterhin gebraucht werden, um die Unterschiede in den Baustilen zu verdeutlichen. weniger anzeigen

  • Abb. 1 von 6 - Bildquelle: Franz-Josef Stiele-Werdermann, Konstanz

    Krypta, Münster unserer lieben Frau Konstanz, 9. Jahrhundert

  • Abb. 2 von 6 - Bildquelle: Conrad Gröber, Das Konstanzer Münster, Konstanz 1948, S. 6, eigene Einzeichnungen

    Grundriss der Krypta

    Die Krypta, die Mitte des 9. Jh. errichtet wurde, war vermutlich ein eher quadratisch angelegter Raum, denn die zwei Stützen, die dem Pelagiusgrab am nächsten sind, wurden erst im 12. Jh. hinzugefügt. Vor dem Grab befand sich wahrscheinlich ein kleiner Gang, der der Erweiterung der Halle weichen musste. Die Stollen nördlich und südlich der Krypta bildeten zeitweise die Zugänge, durch welche die Pilgerströme geleitet wurden. Ihre Ein- bzw. Ausgänge lagen wahrscheinlich im nördlichen und im südlichen Seitenschiff.

  • Abb. 3 von 6 - Bildquelle: Eva Eß, Jessica Schäfer

    Die vier ältesten Säulen stehen jeweils auf einer flachen, quadratischen Plinthe. Die Säulenschäfte werden nach oben hin kaum merklich schmaler, was im Architekturvokabular als „verjüngen“ bezeichnet wird. Ein Halsring grenzt Säulenschaft und Kapitell voneinander ab. Die Kapitelle bestehen aus einem Echinus, der mit hellen Akanthusblättern auf rotem Grund geschmückt ist, und einem verzierten Abakus. Die Akanthuskapitelle stammen vermutlich aus der 2. Hälfte des 8. Jh. und könnten zweitverwendet worden sein.

  • Abb. 4 von 6 - Bildquelle: Eva Eß, Jessica Schäfer

    Bei der Hallenerweiterung wurden eine Säule und ein Pfeiler dem Säulenquartett hinzugefügt. Der Pfeiler ruht auf einer zweistufigen Plinthe und wird von einem verkürzten Würfelkapitell mit mehrfach gegliedertem Abakus bekrönt. Dieses Kapitell sticht nicht nur wegen seiner reduzierten Form hervor, sondern auch, weil es nicht von einer runden Säule zu einem viereckigen Grundriss des Gratsteins, der Basis der Gewölbebögen, überleiten muss.

  • Abb. 5 von 6 - Bildquelle: Eva Eß, Jessica Schäfer

    Die neue Säule mit zweistufiger runder Basis steht auf der quadratischen Plinthe und weist über einem Halsring ein Figurenkapitell auf. Die Figuren sind in ornamentale Strukturen eingebettet und dadurch voneinander getrennt. Sie vermitteln zwischen rundem Säulenschaft und viereckigem Abakus Hier ist eine farbliche Ähnlichkeit zu den Akanthuskapitellen der älteren Säulen offensichtlich. Im Gegensatz zu den älteren Kapitellen ist der schmale Abakus nicht verziert.

  • Abb. 6 von 6 - Bildquelle: Franz-Josef Stiele-Werdermann, Konstanz

    Obwohl in der Krypta durchaus der Eindruck entstehen kann, man befände sich unter der Erde, ist dies keineswegs der Fall! Die Krypta wurde oberirdisch in den abfallenden Münsterhügel hinein errichtet, was durch die Fenster in der Ostwand augenfällig wird. Diese Wand aus der Vorromanik zählt mit einer Stärke von 1,45 m zu den mächtigsten Mauern des gesamten Münsters. Die schmalen Fensterdurchbrüche dürften hingegen erst in der 2. Hälfte des 19. Jh. hinzugefügt worden sein und fallen von außen kaum auf.