Schlusssteine der Seitenschiffe

Als Schlussstein wird der Keilstein am höchsten Punkt eines Bogens, einer Kuppel oder eines Rippengewölbes bezeichnet. Erst durch den Schlussstein werden die Architekturglieder der Rippen zu einer selbsttragenden Konstruktion, was ihm eine besondere Bedeutung verleiht.

Die Schlusssteine, die wir genauer betrachten möchten, befinden sich in den Seitenschiffen. Sie wurden in der 1. Hälfte ...

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Als Schlussstein wird der Keilstein am höchsten Punkt eines Bogens, einer Kuppel oder eines Rippengewölbes bezeichnet. Erst durch den Schlussstein werden die Architekturglieder der Rippen zu einer selbsttragenden Konstruktion, was ihm eine besondere Bedeutung verleiht.

Die Schlusssteine, die wir genauer betrachten möchten, befinden sich in den Seitenschiffen. Sie wurden in der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts hergestellt und stellen verschiedene Heilige dar. Jeder Schlussstein ist plastisch gearbeitet und durch die farbige Fassung des Gewölbes noch einmal gerahmt. Bei der farbigen Fassung der Schlusssteine wurde auch Gold zur Akzentuierung eingesetzt. In großer Höhe angebracht, trägt es zu einer dekorativen Gesamtwirkung bei, ohne als Material oder Gestalt in den Vordergrund zu treten.

Bei den einheitlicher gestalteten Schlusssteinen des südlichen Seitenschiffes handelt es sich vermutlich um Arbeiten aus derselben Werkstatt, während Motive im nördlichen Seitenschiff eher heterogen ausfallen. In beiden Seitenschiffen bilden goldene Blattmasken den östlichen Abschluss. In der Gestaltung aller Schlusssteine wurden durch die Verwendung von Gold die Gewänder betont, sowie Akzente gesetzt. Da hauptsächlich Christus, Heilige und Engel zu sehen sind, kann das Gold auch hier deren Göttlichkeit betonen (Knapp 2013, 169-174). Doch auch etwas zweifelhafte Mischwesen verstecken sich in der Reihe der Schlusssteine, die dem Gebäude seinen Halt geben und eine nähere Betrachtung lohnen. weniger anzeigen

  • Abb. 1 von 7 - Bildquelle: Sarah Auer

    Kreuzrippengewölbe des Nordschiffes mit Schlusssteinen

    Die Künstler der Schlusssteine sind unbekannt, teilweise gibt es Verweise auf Arbeiten der Straßburger Münsterbauhütte

    Insgesamt 18 Schlusssteine, vergoldet

  • Abb. 2 von 7 - Bildquelle: Sarah Auer

    Die Schlusssteine des nördlichen Seitenschiffes zeigen überwiegend Halbfiguren. Den Anfang im Westen machen Christus als „segnender Salvator“ und Maria mit Jesuskind. Es folgt der Hl. Mauritius mit Hl. Lanze und Schild.

  • Abb. 3 von 7 - Bildquelle: Sarah Auer

    Von West nach Ost folgen in der Reihe des Nordschiffes der Heilige Petrus mit Schlüssel, die Heilige Katharina mit zerbrochenem Rad und ein Engel, der mit sechs Flügelspitzen an einen Seraphen erinnert.

  • Abb. 4 von 7 - Bildquelle: Sarah Auer

    Auf den Engel folgt ein etwas unförmiges Mischwesen, bei dem es sich um einen Greifen, d.h. eine Mischung aus Löwe und Raubvogel handeln könnte. Der vorletzte Schlussstein wird von Eichenblättern gesäumt, während sich in der Mitte eine stilisierte Rose befindet. Das östlichste Motiv bildet eine Blattmaske, die von Akanthus gerahmt wird.

  • Der erste Schlussstein im Südschiff zeigt eine Blattmaske die von Beifuß umrahmt wird. Es folgen eine Halbfigur des Apostels Bartholomäus mit Messer und des von Christus zum Apostel berufenen Fischers Andreas, der mit Kreuz und Buch aus dem Wasser steigt.

  • Auf eine weitere weibliche, nicht identifizierbare Heilige folgt eine Büste des Petrus mit silbernem Schlüssel und die Darstellung eines Engels mit geschlossenem Buch.

  • Die Darstellung einer teuflischen Sirene, eine stilisierte Rose und ein Wappen, das dem Domherren Ulrich Truchseß von Diessenhofen zugeschrieben wird, bilden den Abschluss der Schlusssteine des südlichen Seitenschiffs.