Die Madonna auf der Mariensäule

Die Mariensäule steht vor dem Südportal des Münsters und trägt die bronzene Darstellung einer Madonna mit Kind auf ihrer Spitze. In einem langen Gewand steht die Mutter Gottes hier auf einer nach oben gebogenen Mondsichel. In ihrer gesenkten rechten Hand hält sie ein goldenes Zepter und auf ihrem Haupt ruht eine goldene Krone, deren zwölf Zacken mit Sternen geschmückt sind. Das ... mehr anzeigenDie Mariensäule steht vor dem Südportal des Münsters und trägt die bronzene Darstellung einer Madonna mit Kind auf ihrer Spitze. In einem langen Gewand steht die Mutter Gottes hier auf einer nach oben gebogenen Mondsichel. In ihrer gesenkten rechten Hand hält sie ein goldenes Zepter und auf ihrem Haupt ruht eine goldene Krone, deren zwölf Zacken mit Sternen geschmückt sind. Das Christuskind in ihrem linken Arm ist unbekleidet und zeigt mit seiner rechten Hand den Segensgestus, während in seiner Linken die Weltenkugel ruht. Die Mariendarstellung entspricht hier dem Mischtypus der Mondsichelmadonna, der im Spätmittelalter einen eigenständigen Bildtypus ausbildet und der uns auch im Konstanzer Münster mehrfach begegnet. Das Marienbild wird hierbei durch die Symbolik des apokalyptischen Weibes aus der Johannesvision des Neuen Testaments erweitert, in der von einem kosmischen, schwangeren Weib berichtet wird, das am Himmel erscheint und gegen den Satan in Form einer siebenköpfigen Schlange kämpft. Diese Erweiterung des Marienbildes verweist auf den himmlischen und den irdischen Teil ihres Wesens, fungiert zugleich als Zeichen ihrer Überwindung des Teufels und stellt zudem eine Analogie zu ihrer Himmelfahrt dar. Erkennbar ist der Typus vor allem an der Mondsichel, auf der die Madonna steht, aber auch an einem Strahlenkranz oder einer Krone mit zwölf Sternen, die ihren Kopf schmücken. (Kirschbaum 1994, S. 145) weniger anzeigen

  • Abb. 1 von 4 - Bildquelle: Adana Schulz

    Valentinius Algeyer: Mariensäule auf dem oberen Münsterhof. Vollendung ca. 1636, Bronzeguss auf einer Marmorsäule, Höhe: 2,10 Meter.

  • Abb. 2 von 4 - Bildquelle: Adana Schulz

    Zeitgenössische Quellen geben Anlass zu der Vermutung, die Madonna sei ursprünglich nicht für ihren heutigen Standort, sondern für einen Marienaltar im Mittelschiff des Münsters in Auftrag gegeben worden. Dies würde auch erklären, warum die Figur so detailreich ausgestaltet ist, obwohl die aufwändigen Verzierungen vom heutigen Betrachterstandpunkt auf dem Hof kaum zu erkennen sind. (Hermann 2013, S. 185)

  • Abb. 3 von 4 - Bildquelle: Adana Schulz

    Auch die Inschrift auf der Mondsichel ist für den heutigen Betrachter nicht zu erkennen. Diese lautet „1632 GOS MICH ALGEYER VALENTINUS IN CONSTANZ“ und gibt somit Aufschluss über Künstler und Datierung. Die Tatsache, dass die Figur erst um 1680, also fünfzig Jahre nach ihrer Fertigstellung, auf der Mariensäule platziert wurde, deutet ebenfalls darauf hin, dass diese für einen anderen Ort intendiert war. Wo die Madonna in diesen ersten Jahren aufgestellt war ist allerdings nicht bekannt. (Hermann 2013, S. 185)

  • Abb. 4 von 4 - Bildquelle: Adana Schulz

    Die bronzene Madonnenfigur zeugt außerdem vom handwerklichen Geschick Algeyers, der die Figur in nur einem Stück goss. Diese Vorgehensweise machte die ohnehin schon aufwändige Fertigung einer Bronzeskulptur noch anspruchsvoller. Der Hohlraum, der in Ton oder Gips durch die verlorene Form eine Wachsmodells entsteht, muss dabei vollständig mit Bronze ausgegossen werden. Die feinen, nach oben gebogenen Spitzen der Mondsichel deuten darauf hin, dass die Figur dabei auf dem Kopf stand.