Das Westportal – Ein Meisterwerk spaetgotischer Schnitzkunst

Als wirkungsmächtiges Ausstattungsstück dominiert das 1470 neugestaltete und in der Werkstatt Simon Haiders aus Nussbaumholz geschnitzte Westportal bereits aus der Ferne die Wirkung der Turmvorhalle. Gleich dem Chorgestühl der Spätgotik verpflichtet, übertrifft es mit seinen beiden Eingängen an Größe, Wirkung und künstlerischer Darstellung die anderen Portale. Beide Türflügel sind ... mehr anzeigenAls wirkungsmächtiges Ausstattungsstück dominiert das 1470 neugestaltete und in der Werkstatt Simon Haiders aus Nussbaumholz geschnitzte Westportal bereits aus der Ferne die Wirkung der Turmvorhalle. Gleich dem Chorgestühl der Spätgotik verpflichtet, übertrifft es mit seinen beiden Eingängen an Größe, Wirkung und künstlerischer Darstellung die anderen Portale. Beide Türflügel sind in ihrer Struktur gleich in jeweils zehn rechteckige, mit Reliefbildern verzierte Felder unterteilt, die Szenen aus dem Leben und Wirken Jesu Christi aufzeigen. Diese sind auf jedem Flügel von unten nach oben, jedoch zunächst von links nach rechts zu lesen und durch geschnitzte Ornamentbänder mit floralem Dekor voneinander getrennt. Um das Jahr 1504, so wird vermutet, sollen die Türen an die veränderte Rahmenform angepasst worden und im Zuge dessen die Anstückung äußerer Bordürenleisten und schulterbogenförmiger Türaufsätze entstanden sein (Hubert 2013, 262). In den Letzteren bekrönen die im Stil des frühen 16. Jahrhunderts fein geschnitzten Brustreliefs der Stadtpatrone das Portal: links der Hl. Konrad im bischöflichen Ornat und Buch, Kelch und Spinne und rechts der Hl. Pelagius, gekleidet als wohlhabender Bürger mit Buch und Palmzweig,. Schließlich wurden 1587 die drei unteren Felder der linken Tür ausgeschnitten, um einen beweglichen Durchgang zu schaffen, der noch immer als Eingang in die Kirche genutzt wird (Reiners 1955, 370). weniger anzeigen

  • Abb. 1 von 6 - Bildquelle: Claudia Heim, bearbeitet von Milena Becker

    Werkstatt Simon Haider: Westportal des Konstanzer Münsters, ca. 1470. Nussbaumholz, jedes Portal 4,05m x 1,45m.

  • Abb. 2 von 6 - Bildquelle: Ivona Maric, Claudia Heim und Milena Becker, bearbeitet von Milena Becker.

    Die in der Abbildung aneinander gerückten Türen messen 4,05 Meter in der Höhe und 1,45 Meter in der Breite. Geschnitzt aus Nussbaumholz sind jedoch beide Sockel und die Inschriftenleiste der rechten Türe aus Eichenholz. Im Gegensatz zu den stets holzsichtig belassenen Reliefs war die rahmende Steinarchitektur ursprünglich farbig gefasst. Im oberen Stabwerk sind noch Reste roter und grün-blauer Pigmente erhalten (Reiners 1955, 364 ff.).

  • Abb. 3 von 6 - Bildquelle: Ivona Maric, Claudia Heim und Milena Becker, bearbeitet von Milena Becker.

    Innenansicht der rechten Portaltür

    Die gesamten Schnitzereien der Außenseite wurden auf einer 35 cm starken Planke aus Tannenholz befestigt. Ihre Bemalung konnte im Zuge der Restauration durch Hans Stingl 1952/53 aufgrund von nachgewiesenen Farbresten erneuert werden (Reiners 1955, 370).

  • Abb. 4 von 6 - Bildquelle: Ivona Maric, Claudia Heim und Milena Becker, bearbeitet von Milena Becker.

    Innenansicht der linken Portaltür

    Im Jahr 1587 sind vermutlich die rechten unteren drei Reliefs der linken Portaltüre ausgeschnitten worden, um den Zugang in den Kirchenraum zu erleichtern (Reiners 1955, 370). Es entstand eine Tür in der Tür, die auch heute noch in Benutzung ist. Außen wird sie heute durch eine Glasplatte geschützt.

  • Abb. 5 von 6 - Bildquelle: Ivona Maric, Claudia Heim und Milena Becker, bearbeitet von Milena Becker.

    Aufgrund einer Ausgabenotiz aus dem Jahr 1506/07 können die bronzenen Türzieher dem Konstanzer Glocken-und Büchsengießer Nikolaus Oberacker zugeordnet werden (Reiners 1955, 370). Sie folgen einem seit der Antike bekannten und vor allem in der Romanik weit verbreiteten Typus: Löwenköpfe, die ein voluminöses Maul und eine stark gewölbte Stirn aufweisen. Die Portaltüren sind mit ausgesparten, runden Feldern zu deren Anbringung versehen, so waren sie vermutlich bereits 1470 vorgesehen, wurden jedoch erst 1506/07 gegossen (Hubert 2013, 262 ff.).

  • Abb. 6 von 6 - Bildquelle: Ivona Maric, Claudia Heim und Milena Becker, bearbeitet von Milena Becker.

    Die Köpfe der Büstenreliefs weisen Reste teilweiser Bemalung auf: an den Lippen konnten Zinnoberrot, an den Pupillen braune Pigmente nachgewiesen werden. Ebenso waren ursprünglich – wie am Türzieher der Innenseite der rechten Portaltüre erhalten geblieben – an allen Löwenköpfen die Zungen und die inneren Ohrmuscheln rot bemalt (Reiners 1955, 365).