Das Chorgestühl – Miserikordien

An den vorderen Rängen des Chorgestühls befinden sich Sitze, die nach oben geklappt werden können und auf der Unterseite mit kleinen, 20 cm hohen und ebenso breiten Stützkonsolen versehen sind. Diese werden Miserikordien (von lat. misericordia: Erbarmen) genannt und dienen den Geistlichen während eines Chordienstes und dem vorgeschriebenen Stehen als Stütze. Sie sind ein eigenes Kapitel ... mehr anzeigenAn den vorderen Rängen des Chorgestühls befinden sich Sitze, die nach oben geklappt werden können und auf der Unterseite mit kleinen, 20 cm hohen und ebenso breiten Stützkonsolen versehen sind. Diese werden Miserikordien (von lat. misericordia: Erbarmen) genannt und dienen den Geistlichen während eines Chordienstes und dem vorgeschriebenen Stehen als Stütze. Sie sind ein eigenes Kapitel in der Chorgestühlsskulptur und zeigen einen umfassenden, oft jedoch zu wenig beachteten Katalog an bildlichen Darstellungen. Das Figurenwerk weist hierbei häufig einen weltlich-satirischen Einschlag auf (Schindler 1983, 15 ff.).

Da die Klappsitze einen lauten Knall verursachen, wenn sie zu schnell fallen gelassen werden, wird vermutet, dass der Ausdruck „die Klappe halten“ seinen Ursprung in diesem Kontext hat: Die Mönche sollten aufgrund des Lärms den Sitz festhalten und nur langsam herunterlassen. weniger anzeigen

  • Abb. 1 von 7 - Bildquelle: Claudia Heim und Milena Becker, bearbeitet von Claudia Heim

    Miserikordien, Werkstatt Simon Haider: Chorgestühl des Konstanzer Münsters, Eiche, ab 1467.

  • Abb. 2 von 7 - Bildquelle: Claudia Heim und Milena Becker, bearbeitet von Claudia Heim

    Die scharfe Trennung zwischen Mensch und Tier, Sinn und Unsinn, Figur und Ornament wird im Bereich der Miserikordien immer wieder zum Beispiel durch Fabelwesen aufgehoben. Der dargestellte Drache ist perfekt an die Maße der Miserikordie angepasst und schmiegt sich gerade zu an die Konsole.

  • Abb. 3 von 7 - Bildquelle: Claudia Heim und Milena Becker, bearbeitet von Claudia Heim

    Hier wird die Miserikordie aus zwei kämpfenden Vögeln gebildet. Ihre Federn gehen im Flachrelief in die Wände des Chorgestühls über.

  • Abb. 4 von 7 - Bildquelle: Claudia Heim und Milena Becker, bearbeitet von Claudia Heim

    Die beiden abgebildeten männlichen Figuren sind durch eine Halsschlinge miteinander verbunden und haben jeweils einen Stock im Mund. Sie erwecken durch ihre gebückte Haltung den Eindruck, die Last der Miserikordie tragen zu müssen.

  • Abb. 5 von 7 - Bildquelle: Claudia Heim und Milena Becker, bearbeitet von Claudia Heim

    Die Figur befindet sich auf einem Felsvorsprung und trägt die Last der Miserikordie. Ihr Körper ist gebückt, der Kopf geneigt. Hinter ihr ist Astwerk zu erkennen.

  • Abb. 6 von 7 - Bildquelle: Claudia Heim und Milena Becker, bearbeitet von Claudia Heim

    Vom Blattornament hebt sich ein eher weiblich anmutendes behaartes Mischwesen ab. Das Gesicht zeigt Spuren der Zerstörung, des Weiteren fehlt der rechte Arm.

  • Abb. 7 von 7 - Bildquelle: Claudia Heim und Milena Becker, bearbeitet von Claudia Heim

    Der Jäger spannt den Bogen, hinter ihm ein Rankenornament.