Das Chorgestühl – Aufbau und Form

In seinen Hauptbestandteilen ist das berühmte Konstanzer Chorgestühl erhalten geblieben. Über einem niedrigen Holzpodium sind in jeweils drei Reihen übereinander die Sitze für das Domkapitel angeordnet. 1778 wurde der Bestand von 72 auf 64 Sitze geschmälert (Schindler 1983, 30). Abgeschlossen wird das eichene Gestühl durch im Hochrelief geschnitzte Wangen, eine hohe mit Brustreliefs ... mehr anzeigenIn seinen Hauptbestandteilen ist das berühmte Konstanzer Chorgestühl erhalten geblieben. Über einem niedrigen Holzpodium sind in jeweils drei Reihen übereinander die Sitze für das Domkapitel angeordnet. 1778 wurde der Bestand von 72 auf 64 Sitze geschmälert (Schindler 1983, 30). Abgeschlossen wird das eichene Gestühl durch im Hochrelief geschnitzte Wangen, eine hohe mit Brustreliefs geschmückte Rückwand (Dorsale) und einen Baldachin mit filigraner Brüstung und Heiligenfiguren. Unterteilt ist das heutige Chorgestühl in eine Nord- und in eine Südseite (Evangelistenseite und Epistelseite). Gedacht werden muss jedoch das ursprüngliche, in U-Form aufgestellte und frei in der Vierung positionierte Gestühl zusammen mit einem Lettner (Chorschranke) aus dem 13. Jahrhundert und einem dem Bildersturm zum Opfer gefallenen Schnitzaltar des Niederländers Niclaus Gerhaert von Leyden. Der steinerne Lettner stand anstelle der heutigen Kommunionsbank vor den westlichen Stufen der Vierung und trennte mit seiner hohen, mit Figurenschmuck, Altar und Orgel besetzten Brüstung das Hochschiff vom Chor. Nach seiner klassizistischen Umstrukturierung wurde das verkürzte Chorgestühl neu postiert und zum Nachteil für die Raumwirkung zwischen die Vierungspfeiler verlegt (Hitzel 1990, 10 ff.). weniger anzeigen

  • Abb. 1 von 6 - Bildquelle: Claudia Heim und Milena Becker, bearbeitet von Claudia Heim

    Werkstatt Simon Haider: Chorgestühl des Konstanzer Münsters, Eiche, ab 1467. Hier abgebildet ist die Evangelienseite.

  • Abb. 2 von 6 - Bildquelle: Claudia Heim und Milena Becker, bearbeitet von Claudia Heim

    Epistelseite des Chorgestühls

    Die Seitenlänge des 4,24 Meter hohen Chorgestühls beträgt 8,74 Meter. Die Vorder- und Mittelreihe sind als Zugang zur oberen Reihe durchbrochen, bei beiden Seiten sind zudem die mittleren Abschlusswangen der Ostseite um einen Sitz zurückgesetzt. Hohe und niedrige Wangen schließen die Sitzreihen nach Außen und an den mittleren Zugängen ab (Reiners 1955, 350 ff.).

  • Abb. 3 von 6 - Bildquelle: Claudia Heim und Milena Becker, bearbeitet von Claudia Heim

    Der Sitz des Weihbischofs bzw. Domprobstes wird an der an den Marienchor angrenzenden Epistelseite (Südseite) durch einen schlanken, im gotischen Stil mit Krabben (Verzierungen in Gestalt eines Blatt-oder Knollenornaments) und Fialen (schlanke, spitz zulaufende Türmchen) geschmückten Turm hervorgehoben. In diesem ist Erzengel Michael mit einer Seelenwaage zu erblicken. An der Evangelienseite (Nordseite) hat das Türmchen keine figürliche Ausgestaltung erfahren. Unter der Balustrade zeigt der Fries, wie auch auf der Gegenseite, abwechselnd Apostel- und Prophetenbrustbilder.

  • Abb. 4 von 6 - Bildquelle: Claudia Heim und Milena Becker, bearbeitet von Claudia Heim

    Unter dem Baldachin mit reichem Maßwerk und Türmchen ist das Brustrelief des segnenden Gottvaters zu sehen. Über ihm, unmittelbar unterhalb des Wimpergs (gotischer Ziergiebel), tragen zwei schwebende Engel als Hinweis auf den Sitz des Bischofs eine Mitra. Flankiert wird der Wimperg durch die 55 cm hohen Baldachinfiguren des Heiligen Petrus und der Heiligen Katharina.

  • Abb. 5 von 6 - Bildquelle: Claudia Heim und Milena Becker, bearbeitet von Claudia Heim

    Das zierliche Rippengewölbe überdacht das Brustbild des segnenden Gottvaters und führt eine gotische Architekturgliederung im Kleinen fort.

  • Abb. 6 von 6 - Bildquelle: Claudia Heim und Milena Becker, bearbeitet von Claudia Heim

    Nur in der obersten Reihe auf jeder Seite sind die Armstützen figürlich gestaltet. Es sind hockende Menschen- oder Tiergestalten, größtenteils jedoch männliche Figuren mit Büchern oder Schriftbändern zu sehen. An den übrigen Trennungswänden sind Knäufe als Armstützen für die Sitzenden angebracht (Reiners 1955, 358).