Der Hochaltar

Der erste nachweisbare Hochaltar des Konstanzer Münsters wurde 917 durch Bischof Salomo errichtet. Er befand sich etwa in der Mitte des Chores über den Stufen und gab den Blick auf das darunterliegende Heiligengrab (Confessio) frei. Erst mit der Umgestaltung des Chors 1775/76 wurde der Hauptaltar an die Rückwand versetzt. Allgemein sind feststehende Altäre ab dem Ende der ... mehr anzeigenDer erste nachweisbare Hochaltar des Konstanzer Münsters wurde 917 durch Bischof Salomo errichtet. Er befand sich etwa in der Mitte des Chores über den Stufen und gab den Blick auf das darunterliegende Heiligengrab (Confessio) frei. Erst mit der Umgestaltung des Chors 1775/76 wurde der Hauptaltar an die Rückwand versetzt. Allgemein sind feststehende Altäre ab dem Ende der Christenverfolgung als Reaktion auf Konstantins Toleranzedikt nachweisbar. Zuvor bestanden sie meist aus einfachen portablen Holztischen, die sich erst durch die daran vollzogenen Handlungen als Altäre auszeichneten. Bis heute entspricht das Grundmodell, in Konnexion mit dem letzten Abendmahl, einer Tischform. 1466 beauftragte das Domkapitel den Bildhauer Niclaus Gerhaert von Leyden mit der Herstellung eines neuen Altaraufsatzes, auch Retabel genannt. Seine Gestalt kann heute nicht mehr rekonstruiert werden. Ein von Simon Haider geschaffener Korpus sowie eine Tafel mit silbernen Figuren und eine Schutzmantelmadonna Gerhaert von Leydens gelten jedoch als gesichert. Hierbei ist anzunehmen, dass letztere auf dem Altar aufgestellt wurde, während die Tafel als Antependium, also als Verkleidung des Altarunterbaus, diente. Das Altarwerk wurde 1530 im Zuge der Reformation entfernt, nachdem der Magistrat 1529 veranlasst hatte sämtliche Altäre und Bildnisse aus den Gotteshäusern zu entfernen. Bischof und Domkapitel waren bereits drei Jahre zuvor nach Meersburg und Überlingen übergesiedelt. weniger anzeigen

  • Abb. 1 von 10 - Bildquelle: Anna D‘Avino

    Der Hochaltar

    Niclaus Gerhaert von Leyden, Retabel, 1466
    Simon Haider, Korpus und Tafel mit silbernen Figuren
    Franz Carel Stauder, Hochaltarbild mit Darstellung der Himmelfahrt Mariens, 1701

  • Abb. 2 von 10 - Bildquelle: Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Fotograf: Franz-Josef Stiele-Werdermann, Konstanz (bearbeitet von Elisa Michel)

    Aufbau des Hochaltars

    1: Auszug, 2: Altarbild/Altarblatt, 3: Tabernakel, 4: Reliquiare, 5: Altaraufsatz, 6: Mensa, 7: Stipes, 8: an dieser Stelle wäre das Antependium angebracht

  • Abb. 3 von 10 - Bildquelle: Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Fotograf: Franz-Josef Stiele-Werdermann, Konstanz (bearbeitet)

    Hl. Konrad und Hl. Pelagius

    Nachdem mit der auf die Reformation folgenden Rückkehr des Domkapitels nach Konstanz lediglich ein provisorischer Aufsatz für den Hochaltar errichtet wurde, verfügte Bischof Jakob Fugger 1615 testamentarisch über eine Neugestaltung. Der Goldschmied Hans Jakob Bair fertigte hierfür zwei Silberbüsten der Heiligen Gallus und Othmar sowie zwei Silberfiguren der Heiligen Konrad und Pelagius an. Letztere befinden sich noch heute auf dem Hochaltar, die beiden Büsten sind seit 1790 nicht mehr nachweisbar.

  • Abb. 4 von 10 - Bildquelle: via Wikimedia Commons (gemeinfreie Nutzung / Public Domain)

    Altargemälde von Bartholomäus Storer

    Die Ausstattung des Hochaltars beinhaltete, in Anlehnung an die vorreformatorische Gestaltung, neben den Silberfiguren auch eine prächtige 1626 in Auftrag gegebene Silbertafel mit Schutzmantelmadonnendarstellung von Johann Jakob Bair. Diese wurde 1759 an die Münze in Günzburg geliefert und eingeschmolzen. Erhalten blieb das Ölgemälde von Bartholomäus Storer (325 x 240 cm), welches die Silbertafel für gewöhnlich verdeckte und nur zu bestimmten Anlässen freigab. Es befindet sich heute in der Mauritiuskapelle.

  • Abb. 5 von 10 - Bildquelle: via Wikimedia Commons (gemeinfreie Nutzung / Public Domain)

    Altargemälde von Bartholomäus Storer (Detail)

    Da sich Ölgemälde und Silbertafel in Bildinhalt und -komposition weitgehend geglichen haben sollen, kann angenommen werden, dass auf der Tafel ebenfalls vier Figuren unter Marias Mantel abgebildet waren. Sie können anhand ihrer Attribute als die Heiligen Franziskus (braune Kutte), Dominikus (Lilie und Stern) und Jakobus (Jakobsmuschel und Wanderstab) identifiziert werden. Die vierte, im Ornat gekleidete Figur mit auffällig langem Bart stellt vermutlich den Stifter Bischof Fugger dar.

  • Abb. 6 von 10 - Bildquelle: via Wikimedia Commons (gemeinfreie Nutzung / Public Domain)

    Altargemälde von Bartholomäus Storer (Detail)

    Beschreibungen zufolge trug die Madonna auf der Silbertafel eine mit vielen Edelsteinen besetzte Krone, ähnlich der auf dem Gemälde zu sehenden Bekrönung. Ein Onyx an ihrer Gürtelspange wurde im Bild jedoch in einen roten Edelstein an ihrer Brust umgewandelt, ein erwähnter Mond fehlt dort gänzlich. Dies trifft ebenfalls auf das Wappen sowie eine Inschrift Fuggers zu. Diese könnten allerdings auch späteren Beschnitten zum Opfer gefallen sein.

  • Abb. 7 von 10 - Bildquelle: Anna D‘Avino

    Hochaltarbild

    Das heutige Hochaltarbild mit Darstellung der Himmelfahrt Mariens wurde 1923 im Zuge einer Umgestaltung im Chor angebracht. Eine Inschrift rekurriert auf den Künstler und die Datierung des Altarblatts: Franz Carel Stauder in Venit et Pinxit: 1701/ Sancta Maria Ora Pro me (Franz Carel Stauder hat es entworfen und gemalt: 1701/ Heilige Maria bitte für mich). Die Komposition rekurriert auf italienische Vorbilder, wie beispielsweise Tizians Altarbild der Frarikirche in Venedig.

  • Abb. 8 von 10 - Bildquelle: Anna D‘Avino

    Wappen oberhalb des Hochaltarbildes

    Die golden gerahmten und bekrönten Wappen oberhalb des Rahmens verweisen auf die beiden Stifter Prinz Max von Baden (l.) und dessen Gattin Marie-Louise von Hannover-Cumberland (r.). Das großformatige Ölgemälde stammt ursprünglich aus der ehemaligen Klosterkirche Salem. Das Wappen seines Auftraggebers, Abt Stephan I. von Salem, befindet sich, von zwei Putten getragen, mittig am unteren Bildrand.

  • Abb. 9 von 10 - Bildquelle: Anna D‘Avino

    Tabernakel

    Der versilberte Aufsatz, der als gestufte Bühne zur Präsentation der Figuren gearbeitet wurde, beherbergt in der Mitte das Tabernakel, welches zur Aufbewahrung der Hostien dient. Diese wurden zunächst in der Sakristei verwahrt, befinden sich jedoch seit dem 10. Jh. auf dem Hauptaltar. Die Form des Behältnisses ist variabel, es muss jedoch aus undurchsichtigem Material gefertigt und verschließbar sein. So existieren neben in Retabel oder Nischen integrierten Behältnissen auch freistehende oder hängende Gefäße.

  • Abb. 10 von 10 - Bildquelle: Anna D‘Avino

    Reliquiar

    In den Aufsatz sind zudem mehrere zum Teil verzierte Reliquien integriert. Als solche bezeichnet man entweder körperliche Überreste von Heiligen oder mit diesen in Verbindung stehende Gegenstände, beispielsweise Kleidungsstücke. Das häufig künstlerisch gestaltete Gefäß zu deren Aufbewahrung wird Reliquiar genannt. Ihre Aufstellung auf Altären verweist auf die frühere Tradition, Altäre über Märtyrergräbern zu errichten oder die spätere Vorschrift ein Reliquiengrab in den Altar zu integrieren.