Abb. 1 von 10 - Bildquelle: Anna D‘Avino
Niclaus Gerhaert von Leyden, Retabel, 1466
Simon Haider, Korpus und Tafel mit silbernen Figuren
Franz Carel Stauder, Hochaltarbild mit Darstellung der Himmelfahrt Mariens, 1701
Abb. 2 von 10 - Bildquelle: Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Fotograf: Franz-Josef Stiele-Werdermann, Konstanz (bearbeitet von Elisa Michel)
1: Auszug, 2: Altarbild/Altarblatt, 3: Tabernakel, 4: Reliquiare, 5: Altaraufsatz, 6: Mensa, 7: Stipes, 8: an dieser Stelle wäre das Antependium angebracht
Abb. 3 von 10 - Bildquelle: Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Fotograf: Franz-Josef Stiele-Werdermann, Konstanz (bearbeitet)
Nachdem mit der auf die Reformation folgenden Rückkehr des Domkapitels nach Konstanz lediglich ein provisorischer Aufsatz für den Hochaltar errichtet wurde, verfügte Bischof Jakob Fugger 1615 testamentarisch über eine Neugestaltung. Der Goldschmied Hans Jakob Bair fertigte hierfür zwei Silberbüsten der Heiligen Gallus und Othmar sowie zwei Silberfiguren der Heiligen Konrad und Pelagius an. Letztere befinden sich noch heute auf dem Hochaltar, die beiden Büsten sind seit 1790 nicht mehr nachweisbar.
Abb. 4 von 10 - Bildquelle: via Wikimedia Commons (gemeinfreie Nutzung / Public Domain)
Die Ausstattung des Hochaltars beinhaltete, in Anlehnung an die vorreformatorische Gestaltung, neben den Silberfiguren auch eine prächtige 1626 in Auftrag gegebene Silbertafel mit Schutzmantelmadonnendarstellung von Johann Jakob Bair. Diese wurde 1759 an die Münze in Günzburg geliefert und eingeschmolzen. Erhalten blieb das Ölgemälde von Bartholomäus Storer (325 x 240 cm), welches die Silbertafel für gewöhnlich verdeckte und nur zu bestimmten Anlässen freigab. Es befindet sich heute in der Mauritiuskapelle.
Abb. 5 von 10 - Bildquelle: via Wikimedia Commons (gemeinfreie Nutzung / Public Domain)
Da sich Ölgemälde und Silbertafel in Bildinhalt und -komposition weitgehend geglichen haben sollen, kann angenommen werden, dass auf der Tafel ebenfalls vier Figuren unter Marias Mantel abgebildet waren. Sie können anhand ihrer Attribute als die Heiligen Franziskus (braune Kutte), Dominikus (Lilie und Stern) und Jakobus (Jakobsmuschel und Wanderstab) identifiziert werden. Die vierte, im Ornat gekleidete Figur mit auffällig langem Bart stellt vermutlich den Stifter Bischof Fugger dar.
Abb. 6 von 10 - Bildquelle: via Wikimedia Commons (gemeinfreie Nutzung / Public Domain)
Beschreibungen zufolge trug die Madonna auf der Silbertafel eine mit vielen Edelsteinen besetzte Krone, ähnlich der auf dem Gemälde zu sehenden Bekrönung. Ein Onyx an ihrer Gürtelspange wurde im Bild jedoch in einen roten Edelstein an ihrer Brust umgewandelt, ein erwähnter Mond fehlt dort gänzlich. Dies trifft ebenfalls auf das Wappen sowie eine Inschrift Fuggers zu. Diese könnten allerdings auch späteren Beschnitten zum Opfer gefallen sein.
Abb. 7 von 10 - Bildquelle: Anna D‘Avino
Das heutige Hochaltarbild mit Darstellung der Himmelfahrt Mariens wurde 1923 im Zuge einer Umgestaltung im Chor angebracht. Eine Inschrift rekurriert auf den Künstler und die Datierung des Altarblatts: Franz Carel Stauder in Venit et Pinxit: 1701/ Sancta Maria Ora Pro me (Franz Carel Stauder hat es entworfen und gemalt: 1701/ Heilige Maria bitte für mich). Die Komposition rekurriert auf italienische Vorbilder, wie beispielsweise Tizians Altarbild der Frarikirche in Venedig.
Abb. 8 von 10 - Bildquelle: Anna D‘Avino
Die golden gerahmten und bekrönten Wappen oberhalb des Rahmens verweisen auf die beiden Stifter Prinz Max von Baden (l.) und dessen Gattin Marie-Louise von Hannover-Cumberland (r.). Das großformatige Ölgemälde stammt ursprünglich aus der ehemaligen Klosterkirche Salem. Das Wappen seines Auftraggebers, Abt Stephan I. von Salem, befindet sich, von zwei Putten getragen, mittig am unteren Bildrand.
Abb. 9 von 10 - Bildquelle: Anna D‘Avino
Der versilberte Aufsatz, der als gestufte Bühne zur Präsentation der Figuren gearbeitet wurde, beherbergt in der Mitte das Tabernakel, welches zur Aufbewahrung der Hostien dient. Diese wurden zunächst in der Sakristei verwahrt, befinden sich jedoch seit dem 10. Jh. auf dem Hauptaltar. Die Form des Behältnisses ist variabel, es muss jedoch aus undurchsichtigem Material gefertigt und verschließbar sein. So existieren neben in Retabel oder Nischen integrierten Behältnissen auch freistehende oder hängende Gefäße.
Abb. 10 von 10 - Bildquelle: Anna D‘Avino
In den Aufsatz sind zudem mehrere zum Teil verzierte Reliquien integriert. Als solche bezeichnet man entweder körperliche Überreste von Heiligen oder mit diesen in Verbindung stehende Gegenstände, beispielsweise Kleidungsstücke. Das häufig künstlerisch gestaltete Gefäß zu deren Aufbewahrung wird Reliquiar genannt. Ihre Aufstellung auf Altären verweist auf die frühere Tradition, Altäre über Märtyrergräbern zu errichten oder die spätere Vorschrift ein Reliquiengrab in den Altar zu integrieren.