Die Altäre der Schenck-Werkstatt

Zu Zeiten der Konfessionalisierung kam es infolge der Zerstörungswut des reformatorischen Bildersturms in den Seitenkapellen des Konstanzer Münster zu umfänglichen Neuausstattungen. Auch der Bau der östlichen Kapellen am nördlichen Seitenschiff 1623-31 schuf Platz für neue Altarstandorte. Der Verlust vieler fragiler Altaraufsätze, wie Flügelretabeln, zog den Wunsch nach einer ... mehr anzeigenZu Zeiten der Konfessionalisierung kam es infolge der Zerstörungswut des reformatorischen Bildersturms in den Seitenkapellen des Konstanzer Münster zu umfänglichen Neuausstattungen. Auch der Bau der östlichen Kapellen am nördlichen Seitenschiff 1623-31 schuf Platz für neue Altarstandorte. Der Verlust vieler fragiler Altaraufsätze, wie Flügelretabeln, zog den Wunsch nach einer dauerhaften, soliden Lösung nach sich. Jene neuen feststehenden Altäre greifen Elemente architektonischer Gestaltung, wie etwa Säulen, Pilaster oder Giebel, auf und gliedern sich so stärker in das Gebäude ein. Diese sogenannten Altararchitekturen werden fest im Raum verortet und lenken das Augenmerkt weg vom Gemälde und hin zur prunkvoll verzierten Rahmung. Paradoxerweise wurden dem Wunsch nach mehr Beständigkeit zum Trotz viele der aus den 1620er Jahren stammenden Altäre inzwischen erheblich umgestaltet, sodass sich die sichere Zuschreibung zu einer Werkstatt schwierig gestaltet. Fest steht jedoch, dass die umfangreichen Arbeiten am Münster unter Fürstbischof Jakob Fugger zur Ansiedlung zahlreicher Künstler und Handwerker in Konstanz führten. Unter ihnen war auch der aus Mindelheim stammende Bildhauer Hans Schenck, der in seiner 1612 errichteten Werkstatt auch seine Verwandten Christoph, Hans Christoph, Philipp und Simon Schenck beschäftigte. Dieser Werkstatt können einige der Nebenaltäre in den Seitenkapellen zugewiesen werden, wenngleich in den meisten Fällen lediglich Fragmente der ursprünglichen Ausstattung erhalten sind. weniger anzeigen

  • Abb. 1 von 11 - Bildquelle: Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Fotograf: Alois Arnold

    Elisabethenkapelle, Ansicht auf Retabel

    Der Altar der Elisabethkapelle wurde 1623 durch den Domherrn Johann Christoph Hager gestiftet, wie die Inschrift und sein Bildnis auf der Predella belegen. Er wählte diese Kapelle für seine Grabstätte. Der vergoldete Aufsatz aus Tannenholz (4,90 x 2,40 m) formt aus seitlichen Kandelabersäulen und einem mit Voluten geschmückten Gebälk einen rundbogigen Rahmen. Mittig darauf befindet sich die Skulptur einer stehenden Madonna mit Kind im Arm vor einem Strahlenkranz.

  • Abb. 2 von 11 - Bildquelle: Anna D‘Avino

    Elisabethenkapelle, Reliquiar

    Gleich dem Aufsatz stammt aus das auf dem Altar der Elisabethkapelle aufgestellte Reliquiar aus der Schenck-Werkstatt. In seinen vergoldeten, geschnitzten Rahmen wurde unten ein thronender gekrönter David eingearbeitet. Von ihm ausgehend führen rechts und links Ranken nach oben, die seitlich von zwei Engeln gehalten werden. Oben ist eine Madonna im Strahlenkranz mit zwölf Sternen zu sehen.

  • Abb. 3 von 11 - Bildquelle: Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Fotograf: Alois Arnold

    Elisabethenkapelle, Altarbild

    Das Altarbild stammt ebenfalls aus dem Jahr 1623. Es wurde in Öl auf Leinwand gearbeitet und zeigt die Krönung Mariens in einem Wolkenkranz. Über ihrem Kopf schwebt als Taube der Heilige Geist, rechts neben befindet sich Gottvater, links Christus mit der Krone. Zu ihren Füßen sind musizierende Engel sowie die beiden Johannes dargestellt. Das Gemälde kann keinem Maler zugeschrieben werden.

  • Abb. 4 von 11 - Bildquelle: Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Fotograf: Alois Arnold

    Antoniuskapelle

    Der Altaraufsatz aus braun lasiertem Nussbaumholz mit Vergoldungen (4,83 x 2,12 m) in der Antoniuskapelle wurde 1629 von Weihbischof Jakob Mirgel gestiftet, dessen Wappen an der Predella zu sehen ist. Von der ursprünglichen Ausstattung durch die Schenck-Werkstatt sind heute lediglich der Korpus und möglicherweise die zwei Engel erhalten. Die heutige Form und Bemalung geht auf eine Umgestaltung durch Josef Eberle im Jahr 1888 zurück und präsentiert im Giebel die Figur des thronenden Gottvaters.

  • Abb. 5 von 11 - Bildquelle: Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Fotograf: Franz-Josef Stiele-Werdermann, Konstanz

    Magdalenenkapelle

    Auch der 1634 in braun gestrichenem, teilweise vergoldetem Tannenholz gearbeitete Altaraufbau (3,93 x 1,09 m) in der Magdalenenkapelle kann der Schenck-Werkstatt zugeordnet werden. Vom ehemaligen Figurenschmuck sind nur noch die thronende Muttergottes mit Kind in einer Muschelnische im Auszug sowie die in die Altararchitektur eingearbeiteten Puttenköpfe erhalten. Joseph Eberle ergänzte im 19. Jh. die Heiligen Veronika (l.) und Martha (r.).

  • Abb. 6 von 11 - Bildquelle: Anna D‘Avino

    Magdalenenkapelle, Altarbild

    Das Altargemälde (1,32 x 0,90 m) zeigt eine Grablegung Christi und wurde in der ersten Hälfte des 17. Jh. von einem unbekannten Meister geschaffen. Auch der Stifter des Altars ist aufgrund der fehlenden Inschrift auf der Predella nicht mehr identifizierbar. Nebenaltäre in Seitenkapellen sind häufig auf Stiftungen zurückzuführen und somit bestimmten Schutzheiligen gewidmet. Ihr Bildprogramm beruht daher oft auf persönlichen Wünschen und bietet die Möglichkeit der Repräsentation nach außen.

  • Abb. 7 von 11 - Bildquelle: Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Fotograf: Franz-Josef Stiele-Werdermann, Konstanz

    Barbarakapelle

    Sehr gut erhalten ist das auffällig reich verzierte Altarwerk der Barbarakapelle aus gestrichenem Tannenholz mit Gold und Silber (5,69 x 2,93 m). Es wurde vom Stifter der Kapelle, dem Domherrn Johann Caspar Betz 1628 in Auftrag gegeben. Sein Bildnis ist auf der Predella zu sehen und sein Wappen (ein Bär) befindet sich am Gitter, im Schlussstein sowie am Boden der Kapelle. Die rundbogige Bildnische wird von seitlichen Kandelabersäulen gerahmt, welche mit Puttenköpfen und Fruchtgehängen geschmückt sind.

  • Abb. 8 von 11 - Bildquelle: Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Fotografin: Dipl. Restauratorin Magdalena Poray-Schäfer

    Barbarakapelle, Gebälk

    Neben der Altararchitektur kann auch der figürliche Schmuck der Werkstatt Hans Schencks zugewiesen werden. Im Zentrum des Giebels wurde vor einer Muschelnische eine Sitzfigur der heiligen Barbara angebracht. Neben ihr befinden sich auf Konsolen zwei Engel, einer trägt einen Kelch, der andere einen Palmenwedel. An den Ecken sind zwei Wappen zu sehen, links das des Stifters Bez, rechts das der Stadt Schwarzenbach.

  • Abb. 9 von 11 - Bildquelle: Anna D‘Avino

    Barabarakapelle, Altarbild

    Das Altarbild in Öl auf Leinwand (2,56 x 1,49 m) zeigt die Anbetung der Könige vor den Ruinen des davidischen Palasts aus denen bereits Bäume herauswachsen. Links im Bild ist die sitzende Maria mit Jesuskind zusehen. Joseph stützt sich auf ihre Stuhllehne. Rechts befinden sich die Weisen und ihr Gefolge, ihre Geschenke darbietend. Im Rundbogen am oberen Bildrand schweben Engel in Wolkenballen.

  • Abb. 10 von 11 - Bildquelle: Anna D‘Avino

    Barbarakapelle, Altarbild (Detail Signatur)

    Auf einem Holzblock zu Füßen Mariens ist die Signatur HA·P zu lesen, die als Hans Asper pinxit (Hans Asper hat es gemalt) entschlüsselt werden kann. Strittig ist jedoch welcher Hans Asper sich hier verewigte, da sowohl ein aus Zürich stammender, wie auch ein Konstanzer Maler dieses Namens um 1628 in Konstanz nachweisbar sind. Für letzteren spräche eine potentielle Arbeitsgemeinschaft mit Hans Schenck. An diesen hatte Asper 1616 das Haus zum Sittich verliehen, eine Beziehung ist somit nachweisbar.

  • Abb. 11 von 11 - Bildquelle: Anna D‘Avino

    Thomasaltar im Thomaschor, Detail Kreuz

    Nachfolgend gestaltete Hans Christoph Schenck ein Kruzifix für den Chorbogen, welches dort bis zur klassizistischen Umgestaltung angebracht war und 1779 in den Thomasaltar integriert wurde, mit dessen Erstausstattung sein Sohn Christoph Daniel beauftragt wurde. Jener erhielt nach Jahren erstmals wieder einen Auftrag des Domkapitels, nachdem aufgrund eines Disputs bezüglich Bezahlung einiger Figuren am Orgelprospekt auf die Zusammenarbeit mit der Schenck-Werkstatt verzichtet wurde.