Abb. 1 von 11 - Bildquelle: Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Fotograf: Franz-Josef Stiele-Werdermann, Konstanz
Thomaschor (1682-1820), An der Ostwand im Münster Unserer Lieben Frau, Konstanz, (1682-1820)
Balthasar Zerlauth: Altaraufbau (1682)
Christoph Daniel Schenck: Figuren (Christus, Thomas, Konrad, Heinrich, Helena und die Engel) und Tabernakel, Holz. Carlo Pozzi, Thomas- und Pelagiusfigur, Thomasfigur Stuck/Pelagius Holz (1779).
Umgestaltung durch Ferdinand Bickel (1779)
Abb. 2 von 11 - Bildquelle: Anna D‘Avino
Der Raum zwischen den Stipes genannten Stützen und der Mensa (Altarplatte) wurde Ende des 18. Jh. mit einem Antependium aus dunkelmarmoriertem Holz verkleidet. Darauf wurden vergoldete Rosetten und Pilaster angebracht. Weiterhin wurden Sakristeischränke und Konsoltische im selben Dekor ergänzt.
Abb. 3 von 11 - Bildquelle: Anna D‘Avino
Über der Mensa befindet sich eine mehrfach abgetreppte Predella aus schwarzem Marmor. In der Mitte ist eine rundbogige Tabernakelnische zu sehen, welche von seitlichen Pilastern, die mit Puttenköpfen und Fruchtgehängen dekoriert sind, gerahmt wird. Die Tabernakeltür besteht aus vergoldetem Kupfer, das mit einem versilberten perspektivischen Messinggitter belegt wurde. In dessen Mitte befindet sich ein um 1820 von Joseph Wirth gearbeiteter Kelch.
Abb. 4 von 11 - Bildquelle: Anna D‘Avino
Seitlich neben dem Tabernakel sind in zwei Nischen die Figuren des Abraham und des Melchisedech aufgestellt. Sie präsentieren Brot und einen Krug und verweisen so, insbesondere durch ihre Positionierung neben dem Tabernakel, auf die eucharistische Funktion des Altars. Links wurde das Wappen des Weihbischofs Jakob Mirgel, der den Altar nach der Reformation an dieser Stelle errichten ließ, angebracht. Rechts ist das Wappen des Domkapitels zu sehen.
Abb. 5 von 11 - Bildquelle: Anna D‘Avino
Das Zentrum des Altars bildet die große Mittelnische, in der sich ein strahlenbekrönter Christus sowie der Apostel Thomas befinden. Letzterer legt zwei Finger in die Seitenwunde Christi um dessen Auferstehung handgreiflich zu überprüfen. Aufgrund seiner Zweifel ist er auch als ungläubiger Thomas bekannt. Auf den seitlichen Pilastern sind, als weitere Verweise auf die Passion, goldene Leidenswerkzeuge angebracht. Zwei Puttenköpfe sehen von oben aus einem Wolkenband auf die Szenerie herab.
Abb. 6 von 11 - Bildquelle: Anna D‘Avino (links), Stadtarchiv Konstanz, Fotograf German Wolf, 1901 (rechts)
In der linken äußeren Nische wurde die Figur des Kaisers Heinrich II. mit Krone und Zepter aufgestellt. In seiner linken, inzwischen leeren Hand hielt er ehemals ein Buch und ein Holzmodell des Konstanzer Münsters, wie die Fotografie von 1901 belegt. Warum diese entfernt wurden und über ihren Verbleib ist leider nichts bekannt.
Abb. 7 von 11 - Bildquelle: Anna D‘Avino
Rechts außen befindet sich die heilige Helena, ebenfalls durch Krone und Zepter als Kaiserin ausgezeichnet. Die Mutter Kaiser Konstantins gilt als Auffinderin des wahren Kreuzes und präsentiert dieses, der gängigen Ikonografie entsprechend, in ihrer linken Hand. Da Helena traditionell im Paar mit ihrem Sohn dargestellt wird, wurde die Figur des Heinrich in der Vergangenheit zum Teil fälschlicherweise als Konstantin gedeutet.
Abb. 8 von 11 - Bildquelle: Anna D‘Avino
Über dem Aufbau ist ein großer, geöffneter Vorhang (velum) zu sehen, der rechts und links von zwei Putten getragen wird. In der Mitte befindet sich ein großes Kreuz mit einer Kreuzigungsdarstellung Christi. Demgemäß präsentieren rechts und links zwei Engel einen Speer und einen Essigschwamm als Passionswerkzeuge. Am Fuße des Kreuzes wurde das Wappen des Stifters Bischof Franz Johann von Prasberg angebracht.
Abb. 9 von 11 - Bildquelle: Anna D‘Avino
Seitlich neben dem Vorhang wurden zwei Konsolen angebracht, auf denen die Figuren der Stadtheiligen aufgestellt wurden. Links ist Pelagius als Edelmann mit Schwert und Palme zu sehen. Die Figur ist am Sockel signiert (C. Pozzi 1779). Auf der rechten Konsole befindet sich der Bischof Konrad im Ornat, mit Buch, Kelch und Spinne in seiner linken Hand.
Abb. 10 von 11 - Bildquelle: Anna D‘Avino
Bemerkenswerterweise wurde die neugestaltete Thomasfigur aus Stuck gefertigt, obgleich die übrigen Figuren in Holz gearbeitet wurden. Erkennbar ist dies vor allem am Übergang von der Figur zum Retabel: An der Rückseite des Mantels wurde der Stuck ohne Zwischenraum direkt am Stein angebracht. Eine Erklärung für diesen Materialunterschied gibt es nicht. An dieser Stelle bricht in gewisser Weise der bühnenhafte Charakter des Aufbaus, aus dem die freistehenden Figuren regelrecht herauszutreten scheinen.
Abb. 11 von 11 - Bildquelle: Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Fotograf: Franz-Josef Stiele-Werdermann, Konstanz
Das heutige Figurenprogramm des Altars kann als eine Aufforderung zum Glauben an die Auferstehung verstanden werden, die sich sowohl in der Thomasgruppe als auch durch die Kreuzigung Christi und deren Beleg durch Helenas Kreuzauffindung verdeutlicht. Konträr auf der linken Seite repräsentieren Thomas und Heinrich II., der seine Ehefrau zu Unrecht des Ehebruchs verdächtige, die Zweifelnden. Die Stadtpatrone könnten neben der Legitimation der Göttlichkeit Christi auf die Legitimation des Bistums Konstanz verweisen. (Hermann 2013, S. 120)