Das Epitaph des Weihbischofs Geist von Wildegg (18. Jhd)

Epitaphien sind Grabdenkmäler, die nicht zwingend am Bestattungsort angebracht werden müssen. Neben figürlichen Darstellungen enthalten Epitaphien oft schriftliche Elemente, die beispielsweise auf einem Schild angebracht werden. (Reiners 1955, 435) Das Epitaph des Weihbischofs von Wildegg besetzt neben dem Haupteingang einen gut sichtbaren Platz. Im unteren Teil ist vor allem das Skelett, ... mehr anzeigenEpitaphien sind Grabdenkmäler, die nicht zwingend am Bestattungsort angebracht werden müssen. Neben figürlichen Darstellungen enthalten Epitaphien oft schriftliche Elemente, die beispielsweise auf einem Schild angebracht werden. (Reiners 1955, 435) Das Epitaph des Weihbischofs von Wildegg besetzt neben dem Haupteingang einen gut sichtbaren Platz. Im unteren Teil ist vor allem das Skelett, welches das Bildnismedaillon des Bischofs hält, auffällig. Zudem ist ein Sockel mit einer Inschrift zu erkennen, die beispielsweise den Künstler und das Todesdatum nennt. Eine mittig platzierte Taube, das Wappentier des Verstorbenen, wird seitlich von zwei Putten umgeben. Der obere Teil besteht aus zwei weiteren Putten, die einen Vorhang zurückhalten. Außerdem ist an der Spitze des Marmorobelisken der heilige Geist in Form einer Taube dargestellt. Eine Sanduhr mit Flügeln krönt das Epitaph. (Reiners 1955, 472 f) Die erste Station dieser Tour macht das Spiel zwischen Leben und Tod in der Darstellung deutlich: In der unteren Hälfte wird der Tod des Bischofs thematisiert. Der als Skelett personifizierte Tod hält das Bildnis des Verstorbenen. Die Verbildlichung des Bischofs in Form eines Medaillons lässt darauf schließen, dass er das irdische Leben bereits verlassen hat. In der oberen Hälfte wird dieses vom Himmelreich abgelöst: Der Heilige Geist wird von den Engeln enthüllt, das Leben nach dem Tod beginnt. Das Epitaph besteht folglich aus einer aufsteigenden Anordnung vom irdischen zum himmlischen Leben. weniger anzeigen

  • Abb. 1 von 5 - Bildquelle: Birgit Rucker

    Das Epitaph des Weihbischofs Geist von Wildegg (18. Jhd)

    Westwand des Mittelschiffs, südlich des Westportals

  • Abb. 2 von 5 - Bildquelle: Birgit Rucker

    Epitaph des Weihbischofs Geist von Wildegg (Ausschnitt)

    Der irdische Bezug in der unteren Hälfte wird des Weiteren durch die Putten deutlich. Sie trauern und besitzen keine Flügel. Auf dem Epitaph sitzend, sind auch sie an das irdische Leben gebunden. Spannend ist außerdem, dass der Tod das Medaillon zu verhüllen versucht. Als würde er das Bildnis für sich beanspruchen, legt er den Vorhang darüber. Das Skelett und das Bildnismedaillon haben so nicht nur durch die enge Platzierung nebeneinander eine Verbindung, sondern auch durch den Stoff, der beide bedeckt. Das irdische Leben scheint somit klar zu einem Ende gekommen zu sein.

  • Abb. 3 von 5 - Bildquelle: Birgit Rucker

    Epitaph des Weihbischofs Geist von Wildegg (Ausschnitt)

    Kontrastierend zur Verhüllung in der unteren Hälfte enthüllen die Putten im oberen Teil den heiligen Geist. Im himmlischen Teil des Epitaphs tragen die Putten Flügel und lösen sich von dem Marmorobelisken. Interessant ist, dass der Heilige Geist in Form einer Taube das Wappentier im unteren Teil wiederholt. Mit Strahlen umgeben ist auch das Tier im himmlischen Reich angekommen. Die Sanduhr steht zwar für Vergänglichkeit, scheint jedoch dank ihrer Flügel selbst der Zeit enthoben worden zu sein.

  • Abb. 4 von 5 - Bildquelle: Birgit Rucker

    Epitaph des Domherrn Ignatius von Bildstein (Klicken Sie auf das Bild für eine Gesamtansicht)

    Auch bei dem Epitaph des Domherrn Ignatius von Bildstein (+ 1727) nördlich des Westportals kann in einem ähnlichen Aufbau eine Unterscheidung zwischen oben und unten, zwischen irdischem und himmlischen Teil erkannt werden. Bei diesem Grabdenkmal wird das Medaillon jedoch von einem Putto getragen. Bei dem Epitaph des Bischofs von Wildegg scheint dem Tod mehr Raum gegeben zu werden. Jedoch symbolisiert dort vor allem die Taube im oberen Bereich den Eintritt ins Himmelreich. Diese aufsteigende Bewegung wird bei dem Epitaph des Domherrn durch den fliegenden Engel, der das Medaillon nach oben führt, übernommen. (Reiners 1955, 473)

  • Epitaph des Domherrn W. J. von Bernhausen

    Neben den bereits beschriebenen Merkmalen besitzen Epitaphien oftmals eine in einem flachen Relief gehaltene Ädikula. Das Epitaph des Domherrn W.J. von Bernhausen (+ 1655) zeigt, wie das antike Bauwerk die Darstellung umrahmt und eine Abgrenzung zum Kirchenraum schafft. Zudem werden des Öfteren die Wappen der Ahnen mit abgebildet. Auch bei diesem Vergleichsbeispiel können mehrere Wappendarstellungen erkannt werden. Das Wappen des Verstorbenen krönt das Grabdenkmal. Links ist das Wappen Wolffurt und Hohenlandberg-Greifensee, rechts Reichschach und Neuenfels, festgehalten. (Reiners 1955, 452)

    Nördliche Seitenkapellen, Ostpfeiler der Annenkapelle.