Das Grabdenkmal für Robert Hallum (1360/70 – 1417) im Chor

Im Gegensatz zu Georg Sigismund Miller machte Robert Hallum, ein englischer Bischof, der 1417 während des Konstanzer Konzils starb, keine genauen Angaben, wie sein Grabdenkmal auszusehen habe. Man erfüllte ihm jedoch den Wunsch, in der Nähe des Hochaltars bestattet zu werden. Im Zentrum der Grabplatte ist der Bischof dargestellt, wie er die Hand zum Segen erhebt. Er trägt sein Ornat und ... mehr anzeigenIm Gegensatz zu Georg Sigismund Miller machte Robert Hallum, ein englischer Bischof, der 1417 während des Konstanzer Konzils starb, keine genauen Angaben, wie sein Grabdenkmal auszusehen habe. Man erfüllte ihm jedoch den Wunsch, in der Nähe des Hochaltars bestattet zu werden. Im Zentrum der Grabplatte ist der Bischof dargestellt, wie er die Hand zum Segen erhebt. Er trägt sein Ornat und hält den Bischofsstab in seiner linken Hand. Eine doppelte Umrahmung hebt die figürliche Darstellung besonders hervor: Am äußeren Rand wird die Grabplatte von einem Inschriftenband umgeben, das an den Ecken von Vierpässen unterbrochen wird. Außerdem wird der Bischof von reich verzierten architektonischen Elementen umschlossen. Die pfeilerartigen Seitenteile wurden mit jeweils vier Seraphimfiguren ausgeschmückt. Über dem Haupt des Bischofs erstreckt sich außerdem ein spätgotischer Spitzbogen, in welchem die Buchstaben robs für Robertus in einem Vierpass festgehalten wurden. Oberhalb dessen sind zudem zwei Wappen abgebildet. (Stadie 2013, 87f.) Die zweifache Rahmung scheint aber nicht nur eine auszeichnende Funktion zu haben, sondern sie bildet einen eigenen schützenden Raum innerhalb des Kirchengebäudes. Als würden die Seraphim Wache halten, sind sie um die Bischofsdarstellung positioniert. Seraphim gelten als die Engel, die Gott am nächsten stehen. (Mendelsohn 2012, 2) Sie scheinen Robert Hallum an die Seite gestellt worden zu sein, um bei Gottvater um Erlösung zu bitten. Die Grabplatte greift somit nicht nur das Leben Hallums als Bischof auf, sie schafft gleichzeitig mit ihrer Ausgestaltung eine Hilfestellung, den Tod zu überwinden. weniger anzeigen

  • Abb. 1 von 6 - Bildquelle: Franz-Josef Stiele-Werdermann, Konstanz

    Das Grabdenkmal für Robert Hallum (1360/70 – 1417) im Chor

  • Abb. 2 von 6 - Bildquelle: Franz-Josef Stiele-Werdermann, Konstanz

    Mit der Position seines Grabes vor dem Hauptaltar und über den Reliquien der Krypta erhielt der Bischof eine bevorzugte Grabesstelle. Somit war es nicht nur die Gestaltung der Grabplatte, sondern auch der Ort der Bestattung, der Robert Hallum den Eintritt in das Himmelreich erleichtern sollte (Scholkmann 2000, 113). Im Chor ist das Grab Hallums das einzige, das noch erhalten blieb (Stadie 2013, 88).

  • Abb. 3 von 6 - Bildquelle: Theresia Freistetter via Wikimedia Commons (Nutzung gemäß CC BY-SA 4.0)

    Es gibt einige eindeutige Hinweise darauf, dass die Grabplatte für den Bischof von Salisbury nicht in Konstanz, sondern in England gefertigt wurde. Der Stein, in den das Metall eingelegt wurde, ist beispielsweise ein weiß gesprenkelter, englischer Granit. Auch die Technik verweist auf dieses Herstellungsland. In England sind Metalleinlegearbeiten in Stein häufig zu finden. Typisch für das englische Handwerk ist außerdem die feine Metallarbeit, die sich in der Grabplatte in zarten Gravierungen zeigt. (Stadie 2013, 88)

  • Abb. 4 von 6 - Bildquelle: Zeichnung von Schober, in: Kraus, Franz Xaver (Hg.), Die Kunstdenkmäler des Kreises Konstanz, Erster Band, 1887, Fig. 52 (Detail)

    Die Verbindung zu England wird auch durch die Wappen angezeigt: Auf der linken Seite ist das Wappen des englischen Königs abgebildet, das von einem Schriftband umgeben ist. Auf diesem ist das Ordensmotte hony soit qui mal y pense (Ein Schelm, der Böses dabei denkt) des Hosenbandordens – einem der höchsten, englischen Orden – lesbar (Studenitz 1981, 19 ff). Das rechte Wappen ist das von Robert Hallum selbst, das durch die Worte misericordias domini in eternum (Ich werde in Ewigkeit die Barmherzigkeit des Herren besingen) eingerahmt ist (Stadie 2013, 88).

  • Abb. 5 von 6 - Bildquelle: Zeichnung von Schober, in: Kraus, Franz Xaver (Hg.), Die Kunstdenkmäler des Kreises Konstanz, Erster Band, 1887, Fig. 52

    Der Anfang der Inschrift, die die Platte umrahmt, befindet sich in der linken oberen Ecke neben dem Vierpass. Von dort aus ist folgendes zu lesen: Subiacet hic stratus Robert Hallum vocitatus: | Quandom p(re)latus Sar(esberiensis) sub honore creatus: | Hic decretor(um) doctor pacis q(ue) creator: | Nobilis anglo(rum) Regis fuit amabaciator | Festu(m) Cuchberti septembris mense vigebat : | In quo Rob(er)ti mortem Constantia flebat: Anno Milleno tricent(esimo) octuageno | Sex cu(m) ter deno cu(m) xpo uiat ameno (Hier liegt ausgestreckt der oft genannte Robert Hallum | einst ehrenvoll als Bischof von Salisbury gewählt | er war Doktor des kirchlichen Rechts und als Bischof und Friedensstifter | Botschafter des vornehmen englischen Königs | Am Festtag des Cuthbert im Monat September lebte er in voller Stärke | im Jahre 1416, er möge mit dem leiblichen Christus leben) (Übers. d.A., Stadie 2013, 88, Anm. 14) Die aufgeführten Verdienste auf der Grabplatte schaffen – ähnlich wie auf der Tumba in dem Epitaph für Georg Sigismund Miller – eine Verbindung zwischen seinem Leben und seinem Tod.

  • Abb. 6 von 6 - Bildquelle: Zeichnung von Schober, in: Kraus, Franz Xaver (Hg.), Die Kunstdenkmäler des Kreises Konstanz, Erster Band, 1887, Fig. 52 (Detail)

    Ein spannendes Detail ist das falsch angegebene Todesjahr in der Inschrift. Anstatt des korrekten Datums 1417 datiert die Inschrift den Tod des Bischofs auf das Jahr 1416. Auch dies ist ein Hinweis darauf, dass die Platte nicht in Konstanz hergestellt wurde. Die räumliche Distanz nach England führte wahrscheinlich dazu, dass der Fehler bei der Herstellung nicht bemerkt wurde. (Stadie 2013, 88)