Die ungewöhnliche Darstellung des heiligen Konrads (10. Jhd)

Die fünfte Station führt zum Hochgrab des heiligen Konrad, das im 14. Jahrhunderts errichtet wurde. Seit seinem Tod im Jahr 975 liegt er an dieser Stelle begraben, ursprünglich im Freien vor den Mauern der von ihm erbauten Mauritiusrotunde. Schrittweise wurde das Grab in die Kirche integriert: durch den heute nicht mehr genutzten Nordstollen der erweiterten Krypta, der genau auf das Grab ... mehr anzeigenDie fünfte Station führt zum Hochgrab des heiligen Konrad, das im 14. Jahrhunderts errichtet wurde. Seit seinem Tod im Jahr 975 liegt er an dieser Stelle begraben, ursprünglich im Freien vor den Mauern der von ihm erbauten Mauritiusrotunde. Schrittweise wurde das Grab in die Kirche integriert: durch den heute nicht mehr genutzten Nordstollen der erweiterten Krypta, der genau auf das Grab zuführt und durch den Kreuzgang und Konventsgebäude, die im 13. Jahrhundert Rotunde und Münster verbanden.

Fensteröffnungen an der vorderen Schmalseite der Tumba ermöglichen einen eindrucksvollen Einblick in das darunterliegende Originalgrab: Zum Fußende hin verschmälert sich der offene Steinsarkophag, in welchen Konrad nach seinem Tod im Jahr 975 gelegt wurde. (Laule 2013, 299) Die Deckplatte des Hochgrabes zeigt Konrad in vollem Ornat, wobei er den Bischofsstab bereits aus der Hand gelegt hat, was vielleicht auf seine bereits lang vergangene Amtszeit in Konstanz (934-975) anspielt. Das Gesicht ist mit seinen fein ausgearbeiteten Details wie dem halb geöffneten Mund und den zugedrückten Augen das Gesicht eines Toten. (Hubert 2013, 110 ff.) Es scheint fast so, als wäre der Leichnam aus dem Originalgrab auf die Deckplatte gelegt worden. Obwohl der Tod somit stark akzentuiert wird, geht die Lokalisierung des Grabes auf einen Wunsch zurück, den Konrad bereits zu Lebzeiten äußerte: Er selbst wollte bescheiden vor den Mauern und nicht innerhalb der vom ihm errichteten Mauritiusrotunde begraben werden. (Laule 2013, 299) Als im Mittelalter seine Verehrung als Heiliger einsetzte hat er dort mit der Erweiterung der Krypta einen eigenen Raum der Verehrung erhalten. weniger anzeigen

  • Abb. 1 von 6 - Bildquelle: Emily Vöckler, Collage von Thea Stroh

    Grab des Hl. Konrad

    Das ursprüngliche Grab des Heiligen Konrad stammt aus dem Jahre seines Todes, 975, und befindet sich rechts (südlich) vom ehemaligen Rotundeneingang. Der Steinsarkophag im Boden ist 2,86 m lang und verbreitert sich zum Kopfende hin. Das Fußende ist nach Osten ausgerichtet. Die Deckplatte mit der Liegefigur stammt von einem unbekannten Künstler und besteht aus Rorschacher Sandstein. Sie ist auf das 14. Jahrhundert zu datieren. Zu dieser Zeit wurde das Grab zu einem Hochgrab erweitert, welches 1875/76, zum 900. Jahrestag des Todes, gotisch neugestaltet wurde (Hubert 2013, 110-112).

  • Abb. 2 von 6 - Bildquelle: Emily Vöckler

    Liegefigur des Hl. Konrad

    Das Gesicht wirkt ruhig, scheint aber vom Leben gezeichnet zu sein: Die feinen Linien auf der Stirn und die eingefallenen Wangen sind Merkmale des Alters. Klar erkennbar sind zudem die geschlossenen Lider Konrads, die eindeutig darauf hinweisen, dass der Bischof nicht als Lebender dargestellt wird. Das Gesicht fällt allgemein durch seine detaillierte Gestaltung auf. Die Augenbrauen sind leicht geschwungen und der Bart ist fein ausmodelliert. (Hubert 2013, 112).

  • Abb. 3 von 6 - Bildquelle: Maria Terhorst

    Grabmal Wolfharts von Rot (Augsburg)

    Das Grabmal Wolfharts von Rot im Augsburger Dom aus dem Jahr 1302 gilt als älteste Darstellung eines Toten im Ornat im deutschsprachigen Raum (Sauerländer 1970, 18). Wie bei der Darstellung Konrads sind auch hier die Wangen eingefallen, die Lider geschlossen und die Stirn mit leichten Falten versehen. Die Mundwinkel sind tief nach unten gezogen, wodurch der Gesichtsausdruck strenger als bei Konrad wirkt. Ein weiterer Unterschied ist die Platzierung des Bischofsstabes, der bei Wolfhart wie gewöhnlich unter der Hand liegt.

  • Abb. 4 von 6 - Bildquelle: Emily Vöckler

    Stirnseite des Konradsgrabes

    Im Jahr 1875/1876 wurde die Tumba anlässlich des 900. Todestages Konrads neugestaltet. Die Langseiten des Hochgrabes wurden mit Platten ersetzt, die von neugotischen Spitzbögen durchbrochen sind. Auch die Fensteröffnung wurde erst in diesem Zuge in die vordere Schmalseite eingebaut. Die Deckplatte selbst blieb weitestgehend unberührt. Nur der Rand scheint überarbeitet worden zu sein und auch das Fußende wurde bis zum ehemaligen Eingang der Rotunde verlängert. Zudem wurde die zerstörte Nase ergänzt. (Hubert 2013, 112)

  • Abb. 5 von 6 - Bildquelle: Emily Vöckler

    Blick ins Konradsgrab

    Nachdem die Überreste Konrads vor seiner Heiligsprechung einige Male an andere Orte verlegt wurden, fanden sie im Jahr 1123 an ihren ursprünglichen Platz im Originalgrab zurück. Erhalten ist heutzutage jedoch nur noch sein Haupt, welches in dem goldenen Schrein in der Konradikapelle zentral ausgestellt ist. In der Literatur finden sich widersprüchliche Annahmen, ob die Reliquien während oder vor Reformation und Bildersturm aus dem Grab genommen wurden. (Reiners 1955, 440 f)

  • Abb. 6 von 6 - Bildquelle: Emily Vöckler

    Schrein mit Konrads Haupt

    Der goldene Schrein, der heute den Schädel Konrads birgt, wurde ebenfalls im 19. Jahrhundert angefertigt. Neben der detailreichen Ausgestaltung der Reliefs auf dem Schrein ist vor allem ein vergittertes Fenster auf einer der Langseiten erwähnenswert. Es ermöglicht die Sicht in das Innere auf das Haupt des Heiligen (Krins 2013, 113 ff). Spannend ist der Bezug zur Deckplatte des Hochgrabes, da diese der Reliquie im Schrein ein Gesicht gibt.