Der Reliquienschrein des heiligen Pelagius (9. Jhd.)

Bevor die Gebeine des Märtyrers Pelagius nach Konstanz transferiert wurden, besaß das Münster keinen bedeutenden Reliquienschatz. Dies war jedoch essentiell, um die bischöfliche Herrschaft zu festigen und eine überregionale Strahlkraft zu entfalten. Wahrscheinlich wurden die Reliquien im 9. Jahrhundert von Bischof Salomo I. auf einer Romreise erworben und im Münster in dem heute zu ... mehr anzeigenBevor die Gebeine des Märtyrers Pelagius nach Konstanz transferiert wurden, besaß das Münster keinen bedeutenden Reliquienschatz. Dies war jedoch essentiell, um die bischöfliche Herrschaft zu festigen und eine überregionale Strahlkraft zu entfalten. Wahrscheinlich wurden die Reliquien im 9. Jahrhundert von Bischof Salomo I. auf einer Romreise erworben und im Münster in dem heute zu sehenden Steinsarkophag untergebracht. Im folgenden Jahrhundert nahm die Verehrung des Heiligen zu und Bischof Salomo III. ließ einen prunkvolleren Reliquienschrein anfertigen. Im Konstanzer Schatzverzeichnis aus dem Jahr 1343 ist eine detaillierte Beschreibung der Goldschmiedearbeit zu finden. Vermutlich ist er samt den Reliquien jedoch während der Reformation im 16. Jahrhundert zerstört worden, weshalb danach wieder der ursprüngliche, nun aber leere Steinsarkophag zum Einsatz kam. (Prange 2012, 116 ff) Wir möchten an dieser letzten und ältesten Station erneut darauf hinweisen, dass sakrale Orte eine besondere Verbindung zwischen Leben und Tod stiften. Hier ist es der Tod eines Märtyrers, der die Lebenden im Glauben an die Auferstehung und die Überwindung des Todes in Christus bestärken soll. weniger anzeigen

  • Abb. 1 von 6 - Bildquelle: Jana Schmeckenbecher

    Der Pelagiusschrein

    Der Reliquienschrein des hl. Pelagius befindet sich in der Krypta, dem ältesten Teil des Konstanzer Münsters. Die Reliquien wurden vermutlich unter dem Bischof Salomo I. Mitte des 9. Jahrhundert von der Stadt Ernona (röm. Provinz Oberpanonien) überführt und befinden sich bis heute an der ursprünglichen Stelle. Die Gruft, in der sich der Steinschrein befindet, ist 0,12 m in den Boden eingelassen und 1,06 m hoch, während der Schrein selbst innerhalb der Gruft in einem 0,35 m tiefen Schacht lagert. (Prange 2012, 116 ff)

  • Abb. 2 von 6 - Bildquelle: Rheinisches Bildarchiv Köln, Schrein des heiligen Aetherius, Köln, um 1170, Köln

    Schrein des heiligen Aetherius, Köln, um 1170

    Die Beschreibung im Schatzverzeichnis deutet darauf hin, dass der verloren gegangene Pelagiusschrein aus dem 10. Jahrhundert ein goldenes Halbtonnendach besaß. Wie das vergleichbare Dach des Aetherius-Schreins in St. Ursula (Köln) soll es reich verziert gewesen sein. Auf dem prunkvollen Pelagiusschrein sollen aber zudem noch mehrere Tierfiguren zu finden gewesen sein, die als Wächter des heiligen Grabes angesehen werden konnten. Zudem schmückten florale Elemente das Dach des einstigen Sarkophags. (Prange 2012, 126 ff)

  • Abb. 3 von 6 - Bildquelle: Hans-Peter Vieser Onlinesammlung Freiburg, Adelhausenstiftung Freiburg i. Br. (Nutzung gemäß CC BY 4.0)

    Adelhauser Tragaltar (Detail

    Der Pelagiusschrein soll nicht nur mit figürlichen und floralen Elementen ausgeschmückt gewesen sein, sondern auch geometrische Figuren sollen besonders die Seiten verziert haben. Der Tragaltar von Adelhausen ist beispielsweise mit zwei Emailkreuzen versehen, die von Viertelkreisen umgeben sind. Eingebettet in einer rechteckigen Form umschließen sie den Mittelteil des Altars. (Prange 2012, 139)

  • Abb. 4 von 6 - Bildquelle: Jana Schmeckenbecher

    Skizze der Pelagius-Grabkammer

    Der heute zu sehende und viel einfacher gestaltete Steinsarkophag liegt in einer grabartigen Vertiefung in der originalen, fast quadratischen Graböffnung (Laule / Lohrum 2013, 64 f). Ursprünglich war die Grabkammer wahrscheinlich durch einen Schacht mit dem darüber liegenden Altar verbunden. Heute ist diese Öffnung verschlossen. Der Deckel des Schreins ist satteldachförmig und wie die Längswand in mehrere Stücke zerbrochen. Im Gegensatz zu den sichtbaren Teilen ist der Kastenboden unbearbeitet (Reiners 1955, 138 ff)

  • Abb. 5 von 6 - Bildquelle: Jana Schmeckenbecher

    Türen der Pelagius-Grabkammer

    Die Türen, mit denen die Grabkammer zur Krypta hin verschlossen werden können, wurden des Öfteren ersetzt. Ursprünglich waren es Holztüren, von welchen genauere Informationen nicht bekannt sind. Man fand ihre Reste im Jahr 1876 und brachte in diesem Zuge neue Türchen aus Holz an (Reiners 1955, 138 f). Die jetzigen Bronzetüren wurden von Gisela Bär gestaltet. Die gleiche Künstlerin fertigte auch den Kreuzweg im Jahr 1974 an, der an den Wänden der Nord- und Südseite der Krypta befestigt ist.

  • Abb. 6 von 6 - Bildquelle: Jana Schmeckenbecher

    Kreuzweg in der Krypta

    Der Kreuzweg umschließt die Grabkammer von zwei Seiten. Er zeigt in einzelnen Stationen den Leidensweg Jesu bis hin zu seinem Tod. So wie Christus einst für die Sünden der Menschen den Tod fand, so ist Pelagius als Märtyrer für seinen Glauben und Christus gestorben. Die Kombination von Kreuzweg und Grabkammer in der Krypta lässt folglich auf das große Leid schließen, das der Gottessohn und Pelagius ertragen mussten. Gleichzeitig scheint die Verbindung von Jesus und dem Märtyrer darauf abzuzielen, dass auch Pelagius wie Christus Erlösung finden konnte. Diese letzte Station kann somit sinnbildlich für den Glauben stehen, mit dessen Hilfe der Tod in das ewige Leben führt.