Abb. 1 von 4 - Bildquelle: Larissa Hamann
Architekten: Konstanzer Bezirksbauinspekteur Heinrich Leonhard (1818-1878) nach Plänen Friedrich Eisenlohrs (1805-1854)
Material: Sandstein
Baujahr: 1843-1863
Auftraggeber: Großherzoglich Badische Staatseisenbahn
Abb. 2 von 4 - Bildquelle: Larissa Hamann
Im 19. Jahrhundert waren in den quadratischen Bauten im Norden und im Süden des Bahnhofskomplexes Büros und Betriebswohnungen untergebracht. Ihr äußeres Erscheinungsbild wird maßgeblich durch eine glatte und werksteinsichtige Rustika aus Sandstein geprägt. Ein umlaufendes Kranzgesims strukturiert die Fassade in Erd- und Obergeschoss. Die Westseite des Erdgeschosses verfügt über zweibahnige Fenster mit angedeuteten Korbbögen und kleinen Zierbalustraden. Der zentral positionierte Eingang wird von einem Erker mit Spitzgiebel und dreibahnigem Fenster im Obergeschoss des Gebäudes überdacht. Begrenzt werden die Fassadenseiten durch glatte Eckrustiken, an deren oberem Ende sich kleine, für die Epoche der Gotik typische, Türmchen befinden. Ein Kranzgesims mit Rundbogenfries sowie ein flaches Walmdach mit geziegeltem Schornstein bilden den Abschluss des Baukörpers.
Abb. 3 von 4 - Bildquelle: Larissa Hamann
Entsprechend des im 19. Jahrhunderts vorherrschenden Historismus, der auf frühere Epochenstile zurückgreift und einzelne Elemente der Formensprache in die Zeit des 19. Jahrhunderts überträgt, verwendeten die Bauherren bei der Gestaltung der Fassade des Bahnhofs Konstanz gotische Gestaltungselemente wie Spitzbögen, zierenden Türmchen oder ein angedeutetes Strebewerk. Im Vergleich mit anderen Bauwerken aus der Epoche der Gotik (12. bis 16. Jahrhundert) wird hier allerdings die Wand als tragendes System nicht systematisiert und maximal aufgelöst, die Vertikale wird nicht betont und sogar einzelne Bauelemente aus der Renaissance fließen in die Gestaltung ein. Auch das vorgeblendete Strebewerk vor der Arkadenhalle dient nicht mehr der Statik, sondern rein dekorativen Zwecken.
Abb. 4 von 4 - Bildquelle: Stadtarchiv Konstanz, StadtA Konstanz Z I, Sammlung Wolf H 1/7504
Mit dem Anschluss des deutschen Grenzbahnhofes an die Rheintalbahn von Mannheim nach Basel sowie der Neugestaltung des Hafens seit 1839 entstand in Konstanz ab 1863 ein Verkehrsknotenpunkt, der große Bedeutung für den internationalen Handel Richtung Österreich und Schweiz hatte. Für den Staat als Bauherr erfüllten die Bahnhofsbauten daher auch eine repräsentative Funktion, was besonders in ihrer Architektur zum Ausdruck kam. Der Bahnhofsplatz mit dem Bahnhofsgebäude, dem Hotel Halm, der Reichspost und dem Hauptsteuergebäude sollten im 19. Jahrhundert zum Aushängeschild der ehemaligen Hauptstadt des badischen Seekreises werden. 1950 kommen zur der Anlage das Empfangsgebäude des Schweizer Bahnhofes sowie eine eingeschossige Ladenzeile nördlich des Fürstenpavillons hinzu.