Das Konstanzer Rathaus – Hofgebäude

Im vorderen Rathaushof, zu dem man durch den Eingang in der Kanzleistraße gelangt, befindet sich ein weiteres Gebäude des Rathauskomplexes: das Hofgebäude. Es wurde im Jahr 1592 gebaut. Das zweistöckige Hofgebäude entstammt der Spätrenaissance und wird seitlich von Treppentürmen flankiert. Mittig im Dach befindet sich ein Giebel mit Voluten, der an die Zwerchgiebel des vorderen ... mehr anzeigenIm vorderen Rathaushof, zu dem man durch den Eingang in der Kanzleistraße gelangt, befindet sich ein weiteres Gebäude des Rathauskomplexes: das Hofgebäude. Es wurde im Jahr 1592 gebaut. Das zweistöckige Hofgebäude entstammt der Spätrenaissance und wird seitlich von Treppentürmen flankiert. Mittig im Dach befindet sich ein Giebel mit Voluten, der an die Zwerchgiebel des vorderen Kanzleistraßengebäudes erinnert und somit dessen Gestaltung wiederaufgreift. Darunter schließt sich eine Reihe von Zwillingsfenstern an, die von Malereien umgeben sind und die horizontale Gestaltung bis zum westlichen Turm fortführen. Das Erdgeschoss wird durch drei Rundbogen gegliedert, von denen der mittlere einen Durchgang zum hinteren Hof bietet. Darüber hinaus kann man weitere an die Antike erinnernde Gestaltungsmittel wie Pilaster und Säulen erkennen. Jedoch werden einige Merkmale wie ausgewogene Flächen, geometrische Formen und das Streben nach Symmetrie sowie Harmonie, die für die Renaissancearchitektur kennzeichnend sind, nicht streng eingehalten. Obwohl der Dachgiebel die Mittelachse betont und somit eine Symmetrie zu den beiden Türmen erzeugt, kann man bei genauerer Betrachtung feststellen, dass sich diese Vertikale nicht in der Bauweise der unteren Geschosse fortführt. Es kommt zu einer Verschiebung der Mittelachse. In der Ornamentik und der Ausgestaltung der Pilaster im ersten Stock kann man zudem schmückende und zum Teil überladene Elemente ausmachen, die eher dem Manierismus zuordnen sind. Weitere Abweichungen von den Stilmerkmalen der Renaissance findet man außerdem in der unterschiedlichen Gestaltung der Türme. weniger anzeigen

  • Abb. 1 von 4 - Bildquelle: Toño Antón via Wikimedia Commons (Nutzung gemäß CC BY-SA 4.0)

    Das Hofgebäude

    Die farbigen Malereien an der Außenfassade des Hofgebäudes stammen wie der Bau selbst aus der Zeit um 1592. Das verwendete Baumaterial ist Rorschacher Sandstein, der sich vor allem durch seine weiche und daher leicht zu bearbeitende Beschaffenheit auszeichnet. Der Architekt des Hauses ist unbekannt. Die besondere Gestaltung des Hofgebäudes zeigt, dass dieses Bauwerk, obwohl es von der Kanzleistraße nicht zu sehen ist, repräsentative Zwecke erfüllt. In diesem Teil des Rathauskomplexes befindet sich heute unter anderem das Standesamt. Der Spätrenaissancebau ist daher ein beliebter Ort für Hochzeiten. Vor allem im Sommer bietet sich der gepflasterte Innenhof zum Verweilen oder für den Besuch von Open-Air-Veranstaltungen an.

  • Abb. 2 von 4 - Bildquelle: Julia Hähn

    Wasserspeier am Mittelgiebel

    Diese Aufnahme zeigt ein Detail des Hofgebäudes, das man am Mittelgiebel entdecken kann. Rechts und links neben dem von Voluten gekrönten Giebel sind jeweils zwei Wasserspeier angebracht, die durch ihre ungewöhnliche Ausformung auffallen. Ob sie eine Schlange, einen Drachen oder ein anderes Fabelwesen darstellen, ist dabei nicht eindeutig zu entscheiden. Allerdings ist ein solches Verzierungselement für einen Renaissancebau ungewöhnlich. Hier kann man folglich den Einfluss des Manierismus auf die Gestaltung der Fassade des Hofgebäudes erkennen.

  • Abb. 3 von 4 - Bildquelle: Julia Hähn

    Gartenseite des Hofgebäudes

    Folgt man dem Durchgang im Hofgebäude, gelangt man vom ersten in den gartenartigen zweiten Rathaushof. Dort sind ein zweistöckiges Fachwerkhaus sowie das Haus zum Thurgau dem Hofgebäude angegliedert. Das Haus zum Thurgau wird 1401 das erste Mal urkundlich erwähnt und diente unter anderem als Zunfthaus der Kaufleute, Goldschmiede und Bildhauer. Das Haus war bis zur Auflösung der Zünfte ihr Versammlungsort, heute befindet sich dort der Ratssaal der Stadt Konstanz.

    Blickt man vom zweiten Innenhof auf die Rückseite des Hofgebäudes, kann man auch hier farbige Bemalungen an der Außenfassade des Hauses entdecken, die sich jedoch deutlich von den Malereien auf der Frontseite des Gebäudes unterscheiden.

  • Abb. 4 von 4 - Bildquelle: Berthold Schlegel (Hg.), Die Konstanzer Rathäuser. Zeugen reichsstädtischer Vergangenheit, Konstanz 1986, S. 8

    Grundriss des Rathauskomplexes

    Wie man anhand des Grundrisses erkennen kann, handelt es sich bei dem Konstanzer Rathaus um ein Konglomerat aus unterschiedlichen Bauwerken. Die Institution "Konstanzer Rathaus" als Amtssitz des Oberbürgermeisters sowie als Sitz der Stadtverwaltung blickt auf eine ähnlich lange Geschichte zurück wie die Gebäude, aus denen es sich heute zusammensetzt. Verschiedene Standorte des Rathauses sind überliefert, zum Beispiel soll sich ein erstes Rathaus in der Niederburg befunden haben. Ein zweites stand, um 1250, wohlmöglich nahe des Paradieser Tors. Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts hatte es seinen Platz am Fischmarkt, dort ist noch das Eingangsportal des ehemaligen Rathauses erhalten. Seit 1847 befindet sich das Rathaus in der Kanzleistraße.