Villa Kramer

Die Villa Kramer zeichnet sich durch einen nahezu quadratischen Grundriss aus, der an der Ostseite durch einen Eckturm von oktogonaler Grundfläche ergänzt wird. Das Gebäude verfügt über drei Stockwerke und weist viele für den Jugendstil typische Merkmale auf, wie beispielsweise den Kupferhelm des Eckturms. Das Dach sticht durch mehrere unregelmäßig platzierte Auswüchse sowie einen ... mehr anzeigenDie Villa Kramer zeichnet sich durch einen nahezu quadratischen Grundriss aus, der an der Ostseite durch einen Eckturm von oktogonaler Grundfläche ergänzt wird. Das Gebäude verfügt über drei Stockwerke und weist viele für den Jugendstil typische Merkmale auf, wie beispielsweise den Kupferhelm des Eckturms. Das Dach sticht durch mehrere unregelmäßig platzierte Auswüchse sowie einen hervortretenden Balkon hervor, trägt aber dennoch typische Merkmale eines Walmdachs. Der Jugendstil verstand sich als Gegenbewegung zur als „seelenlos“ angesehenen Industrialisierung, weshalb er häufig auf natürliche, organische Formen zurückgreift.

Obgleich die Villa Kramer etwas weniger aufwendig gestaltet ist als vergleichbare Bauten des Konstanzer Jugendstils, wie sie unter anderem in der Gröberstraße zu finden sind, lädt das Gebäude den Vorbeigehenden doch dazu ein, stehen zu bleiben und es zu betrachten. Hierfür ist nicht zuletzt die prunkvolle Schauseite an der östlichen Fassade verantwortlich. So kann man hier einen prächtigen Schaugiebel erkennen, der mit einem imposanten Adlerrelief ausgestattet ist. Unter diesem Relief schließt der Giebel mit dem Schriftzug „Kramerhaus“, der in typischer Jugendstilschrift gehalten ist.

Während andere Gebäude der gleichen Epoche sich über teure Materialien und ein übermächtiges Erscheinungsbild definieren, besticht das Kramerhaus gerade durch das für den Jugendstil eher schlichte Konzept, welches mit einer unweigerlichen Liebe zum Detail ausgeführt wurde. weniger anzeigen

  • Abb. 1 von 3 - Bildquelle: Simon Laudenbach

    Villa Kramer

    Die Villa Kramer erhielt ihr heutiges Aussehen durch einen Umbau im Jahr 1906. Geplant und angeleitet wurde dieser Umbau von dem Konstanzer Architekten Hans Dahme, der sich auch für zahlreiche weitere um die Jahrhundertwende errichtete Gebäude in Konstanz verantwortlich zeigt. Trotz seines Einflusses auf das Stadtbild findet der Architekt so gut wie keine Erwähnung in entsprechender Forschungsliteratur.

    Während die bereits vorhandene Grundstruktur des Gebäudes weitgehend beibehalten wurde, erfolgte die Veränderung vor allem durch die Ergänzung einiger jugendstiltypischer Elemente. Hierzu zählen die steinerne Fassade mit detailreichen Bildhauerarbeiten, das Walmdach mit dem mächtigen Schaugiebel und der reich verzierte Erker.

  • Abb. 2 von 3 - Bildquelle: Simon Laudenbach

    Schaugiebel

    Unter den vielen aufwendig ausgeführten Details der Villa Kramer sticht der mächtige Schaugiebel wohl am meisten hervor. Der aus vielen geschwungenen Linien geformte Giebel, die immer wieder ihren Lauf ändern, fußt in zwei Wasserspeiern, die das Dach mit dem Mauerwerk verbinden. An der Spitze des Giebels thront ein Adlerrelief, die Form des Giebels ist den Schwingen des Adlers angepasst. Direkt unter dem Adler verkündet der in typischen Jugendstilbuchstaben erarbeitete Schriftzug den Namen des Gebäudes: „Kramerhaus“.

    Typisch für den Jugendstil wäre an dieser Stelle auch noch ein Blumenrelief oder ähnliches, um die verbleibenden kahlen Stellen im Mauerwerk zu füllen, allerdings wurde hier auf ein solches Element verzichtet.

  • Abb. 3 von 3 - Bildquelle: Simon Laudenbach

    Stützkonsole

    Eines der auffälligsten Elemente der Schauseite der Villa Kramer ist der Erker mit der aufwendigen Stützkonsole. Die Stützkonsole besteht im Wesentlichen aus der Abbildung eines Frauenkopfes, welcher zentral unter dem Erker seinen Platz einnimmt. Besonders interessant ist an dieser Skulptur, dass das Gesicht der Frau perfekt nach dem goldenen Schnitt proportioniert ist. Derartige geometrische Einflüsse sind in der Architektur des Jugendstils immer wieder anzutreffen. Von dem Frauenkopf ausgehend breitet sich eine verflochtene Struktur aus dem wallenden Haar der Dame und zahlreichen Blütenblättern aus, die sich schließlich abseits des Erkers im Mauerwerk verlieren.