„Maria Hilfe der Christen“

Die Kirche Maria Hilf ist ein moderner Kirchenbau. Typisch hierfür sind die Betonung der rohen Materialität (vor allem Beton, Stahl, Glas und Holz), der Funktionalismus und die Abwendung von der Formensprache vergangener Stilepochen. Stattdessen dominieren klare wiedererkennbare Formen.

Schon von weitem ist der dreieckige Glockenturm sichtbar, der sich wie ein Segel um die Kirche spannt. ...

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Die Kirche Maria Hilf ist ein moderner Kirchenbau. Typisch hierfür sind die Betonung der rohen Materialität (vor allem Beton, Stahl, Glas und Holz), der Funktionalismus und die Abwendung von der Formensprache vergangener Stilepochen. Stattdessen dominieren klare wiedererkennbare Formen.

Schon von weitem ist der dreieckige Glockenturm sichtbar, der sich wie ein Segel um die Kirche spannt. Steht man vor dem sechseckigen Bau, blickt man auf die schmucklose Fassade: An allen sechs Seiten werden dunkle quadratische Flächen durch helle Betonlamellen horizontal gegliedert.

Dem Bau ist eine Vorhalle vorangestellt. Greift man in die Portaltaschen um die Türen zu öffnen, nimmt man symbolisch die Rolle des ungläubigen Thomas ein: Die Türgestaltung soll an die Wundmale Christi erinnern. Im Inneren fällt sofort das helle Licht ins Auge, die Wände aus Beton und viel Glas lassen die Kirche hell erstrahlen. Der Zentralbau ist über zwei Mittelpunkte organisiert: Der geometrische Mittelpunkt befindet sich an der Spitze der Altarinsel, der Altar selbst markiert den gesetzten Mittelpunkt. Über letzterem befindet sich das sechseckige Opaion, von welchem der Holzbaldachin strahlenförmig in den Raum ragt. Diese Trichterform wird vom Fußboden wieder aufgegriffen, der amphitheatrisch zum Altar abfällt.

Bei der Planung wurde die Form des Zentralbaus gewählt, da nach dem Vatikanischen Konzil von 1963 der gemeinsame Vollzug der Messfeier durch Gemeinde und Priester gefordert wurde, was durch die hufeisenförmige Anordnung der Sitzbänke um den Altar herum ermöglicht wird. weniger anzeigen

  • Abb. 1 von 5 - Bildquelle: Nicolai Eckert

    Maria Hilf

    Die Katholische Kirche "Maria Hilfe der Christen" des Architekten Franz Hitzel wurde in den Jahren 1966/67 erbaut. Verwendet wurden hauptsächlich Beton, Stahl, Glas und Holz.

  • Abb. 2 von 5 - Bildquelle: Nicolai Eckert

    Das Kircheninnere ist lichtdurchflutet. Unzählige von Hand geschlagene Glasstücke sind in die Betonwände eingelassen und verlaufen in vertikalen Farbbahnen. Wie an der Außenfassade wird auch von innen die Wand durch horizontale Betonlamellen gegliedert. Es entsteht ein starker Kontrast zwischen dem dunklen Beton und der leuchtenden Glaswand. Die Wand ist gefasst von Milchglas, was ihr einen schwebenden Charakter verleiht und dem massiven Beton zusätzlich an Schwere nimmt.

  • Abb. 3 von 5 - Bildquelle: Nicolai Eckert

    Bei genauer Betrachtung der Wand tritt die Materialität stark in den Vordergrund. Aus der Nähe sieht man mehr Beton als Glas, man erkennt die Kieselsteine im Beton und selbst das Glas wird in seiner Materialität bewusst: Das leichte, schwebende Medium von Licht wird zur grob behauenen schweren Materialität.

  • Abb. 4 von 5 - Bildquelle: Nicolai Eckert

    Kreuzweg

    Dieses Spiel zwischen Materialität und Licht wird auch im Kreuzwegzyklus von Albert Birkle besonders deutlich. Von nahem betrachtet fällt auf, dass das Glas hier noch gröber behauen ist; statt Figuration sind nur Glas und Beton wahrnehmbar. Erst mit einigen Schritten Abstand, wird der Kreuzweg folgenden 15 Stationen sichtbar:
    (1) Jesus wird zum Tode verurteilt, (2) Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern, (3) Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz, (4) Jesus begegnet seiner Mutter, (5) Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz zu tragen, (6) Veronika reicht Jesus das Schweißtuch, (7) Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz, (8) Jesus begegnet den weinenden Frauen, (9) Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz, (10) Jesus wird seiner Kleider beraubt, (11) Jesus wird an das Kreuz genagelt, (12) Jesus stirbt am Kreuz, (13) Jesus wird vom Kreuz abgenommen, (14) Grablegung, (15) Auferstehung.
    Die Station der Auferstehung ist die einzige deren Bildfeld sich über zwei Lamellen erstreckt.

  • Abb. 5 von 5 - Bildquelle: Nicolai Eckert

    In der Kirche wurden insgesamt 25 Tonnen Glas verbaut. Damit die Kirche sich dadurch nicht wie ein Gewächshaus aufheizt, wurden verschiedene Maßnahmen ergriffen. Zum einen spannt sich der Glockenturm wie ein Sonnensegel um den Bau und zum anderen verhindern die 70 cm breiten Betonlamellen eine übermäßige Sonneneinstrahlung, indem sie wie eine Jalousie funktionieren.