Abb. 1 von 4 - Bildquelle: Toño Antón via Wikimedia Commons (Nutzung gemäß CC BY-SA 4.0)
Die farbigen Malereien an der Außenfassade des Hofgebäudes stammen wie der Bau selbst aus der Zeit um 1592. Das verwendete Baumaterial ist Rorschacher Sandstein, der sich vor allem durch seine weiche und daher leicht zu bearbeitende Beschaffenheit auszeichnet. Der Architekt des Hauses ist unbekannt. Die besondere Gestaltung des Hofgebäudes zeigt, dass dieses Bauwerk, obwohl es von der Kanzleistraße nicht zu sehen ist, repräsentative Zwecke erfüllt. In diesem Teil des Rathauskomplexes befindet sich heute unter anderem das Standesamt. Der Spätrenaissancebau ist daher ein beliebter Ort für Hochzeiten. Vor allem im Sommer bietet sich der gepflasterte Innenhof zum Verweilen oder für den Besuch von Open-Air-Veranstaltungen an.
Abb. 2 von 4 - Bildquelle: Julia Hähn
Diese Aufnahme zeigt ein Detail des Hofgebäudes, das man am Mittelgiebel entdecken kann. Rechts und links neben dem von Voluten gekrönten Giebel sind jeweils zwei Wasserspeier angebracht, die durch ihre ungewöhnliche Ausformung auffallen. Ob sie eine Schlange, einen Drachen oder ein anderes Fabelwesen darstellen, ist dabei nicht eindeutig zu entscheiden. Allerdings ist ein solches Verzierungselement für einen Renaissancebau ungewöhnlich. Hier kann man folglich den Einfluss des Manierismus auf die Gestaltung der Fassade des Hofgebäudes erkennen.
Abb. 3 von 4 - Bildquelle: Julia Hähn
Folgt man dem Durchgang im Hofgebäude, gelangt man vom ersten in den gartenartigen zweiten Rathaushof. Dort sind ein zweistöckiges Fachwerkhaus sowie das Haus zum Thurgau dem Hofgebäude angegliedert. Das Haus zum Thurgau wird 1401 das erste Mal urkundlich erwähnt und diente unter anderem als Zunfthaus der Kaufleute, Goldschmiede und Bildhauer. Das Haus war bis zur Auflösung der Zünfte ihr Versammlungsort, heute befindet sich dort der Ratssaal der Stadt Konstanz.
Blickt man vom zweiten Innenhof auf die Rückseite des Hofgebäudes, kann man auch hier farbige Bemalungen an der Außenfassade des Hauses entdecken, die sich jedoch deutlich von den Malereien auf der Frontseite des Gebäudes unterscheiden.
Abb. 4 von 4 - Bildquelle: Berthold Schlegel (Hg.), Die Konstanzer Rathäuser. Zeugen reichsstädtischer Vergangenheit, Konstanz 1986, S. 8
Wie man anhand des Grundrisses erkennen kann, handelt es sich bei dem Konstanzer Rathaus um ein Konglomerat aus unterschiedlichen Bauwerken. Die Institution "Konstanzer Rathaus" als Amtssitz des Oberbürgermeisters sowie als Sitz der Stadtverwaltung blickt auf eine ähnlich lange Geschichte zurück wie die Gebäude, aus denen es sich heute zusammensetzt. Verschiedene Standorte des Rathauses sind überliefert, zum Beispiel soll sich ein erstes Rathaus in der Niederburg befunden haben. Ein zweites stand, um 1250, wohlmöglich nahe des Paradieser Tors. Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts hatte es seinen Platz am Fischmarkt, dort ist noch das Eingangsportal des ehemaligen Rathauses erhalten. Seit 1847 befindet sich das Rathaus in der Kanzleistraße.