Goldscheiben

Die vier Konstanzer Goldscheiben werden als Einzelstücke behandelt, da Vorbilder und vergleichbare Beispiele in der Forschung fehlen. Ihre Funktion und die genaue Datierung sind bis heute ungesichert.

Seit dem 13. Jahrhundert waren sie am Ostgiebel des Münsters befestigt, 1924 wurden sie über dem Südportal angebracht, seit 1973 sind sie in der Krypta ausgestellt. Am Ostgiebel wurden ...

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Die vier Konstanzer Goldscheiben werden als Einzelstücke behandelt, da Vorbilder und vergleichbare Beispiele in der Forschung fehlen. Ihre Funktion und die genaue Datierung sind bis heute ungesichert.

Seit dem 13. Jahrhundert waren sie am Ostgiebel des Münsters befestigt, 1924 wurden sie über dem Südportal angebracht, seit 1973 sind sie in der Krypta ausgestellt. Am Ostgiebel wurden stattdessen Kopien eingesetzt. Die Scheiben bestehen aus Holz, das mit teilweise feuervergoldete Kupferplatten bedeckt ist.

Die größte der Scheiben, die Maiestas Domini Scheibe, befindet sich zentral über dem Altar in der Krypta. Dargestellt ist Christus als Weltenrichter auf einem Stuhl, umgeben von zwei betenden Engeln. Seine rechte Hand ist segnend erhoben, in seiner linken befindet sich ein aufgeschlagenes Buch mit der Inschrift: „VENITE AD ME OM S QVI LABOR TIS ET EGO REFICIA VOS“, zu Deutsch: „Kommet alle zu mir, die ihr euch plagt und unter Lasten stöhnt. Ich werde euch Ruhe verschaffen“. Die Darstellungsweise ist mit der Buchmalerei des 10. Jahrhunderts der Insel Reichenau, aus St.Gallen und Einsiedeln vergleichbar. Die bartlose Darstellung von Christus ist eher aus der frühchristlichen, ottonischen Zeit bekannt. Sie lässt sich um oder vor 1000 datieren und entstand wohl in der Reichenauer Klosterwerkstatt. Ihr Durchmesser beträgt 194,4 cm, sie besteht aus sechs durch Kupfernieten verbundenen Kupfer-Platten.

Einen weiteren Text zu den Goldscheiben finden Sie im Artwalk zum Konstanzer Münster

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  • Abb. 1 von 4 - Bildquelle: Laura Gorski

    Christusscheibe (Maiestas Domini)

    Die große Christusscheibe ist links und rechts flankiert von der Konradscheibe (links) und der Pelagiusscheibe (rechts).
    Klicken Sie auf das Bild für die Gesamtansicht.

  • Abb. 2 von 4 - Bildquelle: Swantje Würth

    Konradscheibe

    Zwei der drei kleineren Goldscheiben sind den Patronen des Münsters gewidmet. Sie bestehen aus je einer Kupferplatte, die Heiligenscheine bestehen aus gewellten Zinnbändern.

    Die Konradscheibe hat einen Durchmesser von ca. 94 cm, sie stellt den Hl. Konrad, Bischof von Konstanz dar. Er ist hier mit einer Mitra, einem Buch, einem Stab und Rationale abgebildet. Konrad-Abbildungen mit Kelch und Spinne sind erst seit dem 13. Jahrhundert üblich.

  • Abb. 3 von 4 - Bildquelle: Swantje Würth

    Pelagiusscheibe

    Die Pelagiusscheibe hat einen Durchmesser von ca. 97 cm, leider ging die Innenzeichnung des Gesichts verloren. Es bestand wohl aus Email brun und war der Gestaltung des Konrad ähnlich. St. Pelagius, ein Märtyrer, hält in seiner rechten Hand einen Palmzweig, die Linke ist betend erhoben.

  • Abb. 4 von 4 - Bildquelle: Laura Gorski

    Adlerscheibe

    Die dritte der drei kleineren Scheiben unterscheidet sich stilistisch strak von den anderen. Der Durchmesser beträgt 90 cm, dargestellt ist ein Adler – das Tiersymbol des Evangelisten Johannes.
    Die Adler- oder Johannesscheibe besteht aus zwei miteinander verbundenen Kupferplatten. Wie bei allen vier Konstanzer Goldscheiben, handelt es sich auch hier um eine mit Kupfer überzogene Holzplatte mit Feuervergoldung. Genau wie die zwei anderen kleinen Scheiben entstand auch diese im 13. Jahrhundert. Auch hier wurde Zinn verwendet, unter anderem für das Spruchband unterhalb des Adlers.