Von der linken Darstellung an der Ostwand, ursprünglich ca. 195 cm hoch, sind nur noch ein Löwenschwanz, die Tierbeine und ein Gewandfetzen auszumachen. Allerdings besteht breiter Konsens, dass die Darstellung zeigt, wie Samson mit dem Löwen kämpft.
Darstellung Samsons nach der Schlettstadter Handschrift des Speculum humanae salvationis, erste Hälfte des 14. Jahrhunderts.
Samson typisiert im Mittelalter und Frühchristentum häufig Christus: Indem er sich opfert, reisst er die Philister in den Tod. Allerdings wird er im Gegensatz zu Christus selbst schuldig, da er der schönen Dalila nicht widerstehen kann. Diese Bibelstelle thematisiert im Haus zur Kunkel ein Medaillon der „Weiberlisten“.
Die ikonographische Textquelle findet sich im Alten Testament im Buch der Richter 14,1-7. Bemerkenswert ist, dass Samson im narrativen Kontext der Szene um ein Mädchen aus den Reihen der Philister freit. Er befindet sich auf dem Weg zu ihr, als der Löwe ihm den Weg versperrt. Mit seiner von Gott verliehenen Kraft bringt er ihn zur Strecke. Aus dem Motiv hat sich eine häufig dargestellte Allegorie des Siegs der Tugend über die Laster entwickelt.