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Albrecht Glockendon, Kalender, Nürnberg 1526, Buchmalerei/Pergament.
Andere Darstellungen zeigen körperfernere und biomechanisch effizientere Versionen des Schwingens - obwohl auch das Kalenderblatt von Glockendon durch die perspektivische Überschneidung einen Bezug zum Körper der rot gekleideten Dame herstellt.
THESENS MVS I M BEGAN (I, 2)
Wieder ist es eine einzelne weibliche Figur, die in einem langen Kleid auf einer Bank sitzt und ein längliches Arbeitsgerät benutzt. Ihr Kopf sowie ihre Knie sind in diesem Bild leicht nach links geneigt, wodurch die gesamte Körperhaltung wie gespiegelt zum ersten Bild erscheint. In diesem Bild trägt die Frau ein weißes Gebende und – gemäß des Prinzips alternierender Gewandfarben – einen grünen, rotgefütterten Rock.
Dem Titulus „THESENS MVS I M BEGAN“ zufolge widmet sie sich in diesem Arbeitsschritt kleinen Holzresten, die nach dem Brechen und ersten Entbasten der Fasern übrig geblieben sind. Durch eine streifende Bewegung mit einem Schwingholz (Dechse) werden sie ausgeschlagen: „Des Flachsschwingens muss ich mich betätigen.“ Während die Protagonistin dazu das Hanfbüschel mit der linken Hand zwischen ihren Beinen hält, nimmt sie die Ausschlagbewegung auf ihrem Knie vor. So klopft sie die Flachsfaser gleichzeitig weich und kann sie leicht vom Stengel trennen (vgl. auch Abb. 2).