Film, für Jahrzehnte analog und örtlich an den Kinosaal gebunden, begegnet uns heute hauptsächlich digital und ortsungebunden: auf Neflix, Youtube oder anderen VoD-Plattformen, in Museen und als Lehrmittel in der Schule, auf Leinwänden als DCP, im Rahmen von Festivals, Multiplex- und Programmkinos oder privaten Vorführungen.
Diese Entwicklung scheint uns in einem Zeitalter des „post-cinema“ zu platzieren. Zugleich ist es genau diese, die insbesondere die Filmvermittlung und -archivierung vor neuartige Probleme stellt. Die Popularität von „user generated content“, wie etwa Video-Essays, zeigt des Weiteren: Filmvermittlung wird nicht von einigen wenigen betrieben, bestimmt und geleitet, sondern von einer Vielzahl von Institutionen und Personen. Dementsprechend mannigfaltig sind auch die Intentionen, Konzepte und Strategien.
An einigen Universitäten in Deutschland gibt es Bestrebungen, sich speziell dieser zunehmenden Komplexität zu widmen – wie etwa mit dem Studiengang „Filmkultur: Archivierung, Programmierung, Präsentation“ in Frankfurt am Main oder dem „Filmkulturerbe“ Studiengang in Babelsberg. Im Zentrum steht u.a. die Frage, wie mit abseitigem, nicht kanonisiertem Filmerbe umgegangen wird und wie auch dieses Erbe archiviert, zugänglich gemacht und in die geltende Filmgeschichte überführt werden kann. Mit Blick auf das zukünftige Filmerbe, stellt sich zudem die Frage, wie Institutionen der Filmkultur mit der heutigen expansiven Produktion digitaler Bewegtbilder, vor allem imOnline-Bereich, umgehen.
Ziel des Symposiums ist es, gezielt einige der aktuellen Problematiken zu benennen und Lösungsansätze zu diskutieren. Dabei richten wir uns vor allem an den wissenschaftlichen Nachwuchs, an die Studierenden und Absolventen der entsprechenden Universitäten in ganz Deutschland. Ermöglicht durch das internationale Rechercheprojekt ThinkFilM! und unsere Kooperationspartner in Prag und Lodz soll vom 13. bis 16. Juli in Frankfurt Raum für Theorie und Praxis gegeben sein: für neue oder aktualisierte Ideen, innovative Lösungsansätze und kritische Diskussionen für die sich uns stellenden Fragen. Wir laden alle Interessierten ein, an dem gemeinschaftlichen Symposium teilzunehmen und Arbeiten einzureichen, die angedacht oder auch schon fertig sein können: Abschluss- und Hausarbeiten, Erfahrungen aus Workshops, Beispiele aus der Praxis der Filmvermittlung sowie Entwürfe von Experimenten.
Mögliche Themen könnten sein, sind aber keinesfalls beschränkt auf:
• Problem Kanon: Wie marginale, vermeintlich problematische Bewegtbilder inkludieren?
• Lobbyarbeit: Ausschluss und Zugehörigkeit in Verbänden. Vor- und Nachteile der
• Mitgliedschaft im Kinemathekenverbund und der FIAF
• Filmvermittlung: Pädagogische Lösungsansätze, Genderproblematik, generationsübergreifende Filmvermittlung
• Museumsraum: Virtuelle Ausstellungen, Online-Archive, Zugänglichkeit, das Museum als Ort der globalen Filmgeschichte
• Filmarchivierung und Vertrieb: Selektionen als politische Entscheidungen, Langzeitsicherung als Illusion
• Die unterschätzte Bedeutung von Non-Film Archiven
• Restaurierung: Chance einer neuen Filmgeschichte?
• Ökonomie: ausbeuterische Festivalarbeit und unbezahlte Praktika
• Filmförderung: Zensur oder Möglichkeit
Die Deadline für Exposés ist der 15. März 2017. Deren Länge sollte eine Wortanzahl von 300 nicht überschreiten. Bitte fügt ebenfalls einen kurzen Lebenslauf (max. 100 Worte) sowie eine kurze Notiz über euren jetzigen Status hinzu.
Der Call richtet sich an BA- und MA-Studierende, insbesondere aber auch an AbsolventenInnen und Phd-KandidatInnnen. Berichte, Konzepte, Gruppenarbeiten, Haus- und Abschlussarbeiten sind willkommen. Beiträge in deutscher und englischer Sprache sind willkommen. Sie können, mit Einverständnis, auf unserer Website als Sammelband im e-pub Format veröffentlicht werden. Die Publikation ist in englischer Sprache geplant. Eure Bewerbung sowie Fragen und Vorschläge sendet bitte an: thinkfilm.symposium2017@gmail.com
Reise- und Unterbringungskosten können wir nur eventuell bezuschussen. Wir befinden uns noch im Prozess, Gelder zu beantragen. Wir helfen gerne bei der Vermittlung von Unterbringungsmöglichkeiten. Mehr Informationen folgen in Kürze.
Wir freuen uns auf Eure Beiträge und Euer Kommen
Michelle Rafaela Kamolz, Bianka-Isabell Scharmann, Adriane Meusch
(Institut für Theater-, Film und Medienwissenschaft)