Der Westturm

Die Vollendung des Münsterturms war der weithin sichtbare Erfolg der 1314 gegründeten Freiburger Münsterfabrik, die sich als städtische Einrichtung um den Baubetrieb und Unterhalt des Münsters kümmerte.
Der Turm ist von besonderer architekturhistorischer Bedeutung. Bereits Ende des 13. Jahrhunderts war dessen massives und im Grundriss quadratisches Untergeschoss als Vorhalle des ... mehr anzeigen
Die Vollendung des Münsterturms war der weithin sichtbare Erfolg der 1314 gegründeten Freiburger Münsterfabrik, die sich als städtische Einrichtung um den Baubetrieb und Unterhalt des Münsters kümmerte.
Der Turm ist von besonderer architekturhistorischer Bedeutung. Bereits Ende des 13. Jahrhunderts war dessen massives und im Grundriss quadratisches Untergeschoss als Vorhalle des Langhauses errichtet worden. Sie weist eine klar nach Westen ausgerichtete Schauseite und Fassade aus. Ein neuer Bauabschnitt beginnt über dem Uhrengeschoss. Der glatt gemauerte Raumkubus wird elegant in ein Oktogon überführt. Aus den quadratisch angeordneten und über Eck gestellten Strebepfeilern wachsen die nach außen gezogenen Spitzen einer zwölfzackigen Sterngalerie hervor. Die vier markanten Ecken werden als Spornpfeiler mit Tabernakeln nach oben gezogen. Die Wände hinter den Tabernakeln bilden zusammen mit den Zwischenräumen ein regelmäßiges achteckiges Oktogon. Ohne scharfe Brüche geht aus der massiven Fassade ein filigran durchbrochener Turmhelm mit acht gleich behandelten Seiten hervor. Zum ersten mal überhaupt wurde die an sich wiedersinnige Idee eines für Wind und Wetter offenen Dachs realisiert. Aus allen Richtungen erscheint er als durchlässige Membran mit unverwechselbarer Gestalt. Die Lösung diente vielen gotischen Kirchenbauten als Vorbild. Vor wenigen Jahren wurde die These erhärtet, dass der Entwurf von dem auch in Straßburg tätigen und von Goethe geadelten Erwin von Steinbach stammte. weniger anzeigen

  • Abb. 1 von 3 - Bildquelle: links: Hans-Peter Vieser via Wikimedia Commons (Nutzung gemäß CC BY 4.0); rechts: eigene Zeichnung nach den Turmgrundrissen aus dem Planarchiv des Freiburger Münsterbauvereins; eigene Einzeichnungen

    Friedrich Eibner, Blick auf das Freiburger Münster (Ausschnitt), Aquarell, 1868 (links); Turmgrundrisse (rechts)

    Ansicht des Turms (Höhe: 116m) in einem Aquarell von Friedrich Eibner (19. Jahrhundert) und Grundriss der Turmgeschosse (Planzeichnungen des Freiburger Münsterbauvereins). Geschosse bis zum Glockenstuhl: 1270 bis 1290/91, Oktogon und Turmhelm ab 1292, vollendet um 1330, Turmhelm nach Entwürfen Erwin von Steinbachs.

  • Abb. 2 von 3 - Bildquelle: Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., J 4763,h, S. DCCCII-DCCCIII, Sebastian Münster, Cosmographia, Basel 1567 (Nutzung gemäß Public Domain Mark 1.0)

    Hans Rudolf Manuel gen. Deutsch, Freiburg im Breisgau, Holzschnitt, 1549 erstmals veröffentlicht

    Der Turm ist das stolze, bereits aus der Ferne sichtbare Wahrzeichen der Stadt. Das verdeutlicht auch der kolorierte Holzschnitt von Hans Rudolf Manuel gen. Deutsch aus der Cosmographia von Sebastian Münster von 1567: Er übertreibt die Dimensionen noch einmal, so dass der Turm über die Berge hinaus in den Himmel ragt.

  • Abb. 3 von 3 - Bildquelle: Aufriss entnommen aus: Freiburger Münsterblätter (Hrsg. Münsterbauverein Freiburg i. Br.), 3. Jahrgang 1907, 1. Heft, S. 12, eigene Einzeichnungen

    Schema mit Höhenangaben. Allein der Turmhelm ist 46 Meter hoch und ein konstruktives Meisterwerk. Er wird durch sieben horizontale Verstrebungen mit Ringankern zusammengehalten. Zwischen den acht vertikalen, krabbenverzierten Holmen entstehen 56 Zellen, deren Maßwerk mit jeder Höhenstufe frei variiert wird. Unregelmäßigkeiten des Oktogons werden ausgeglichen und die Durchmesser der Stufen so angelegt, dass eine leichte Schwellung des Helms entsteht.