Um 955: Gründungsbau Konrads
Die wechselvolle Geschichte der Mauritiusrotunde reicht zurück bis ins 10. Jahrhundert. Um 955 ließ der Konstanzer Bischof Konrad (934-975) neben dem Münster eine eigenständige Rundkirche auf dem alten Kathedralfriedhof errichten. Sie galt als Kopie der Anastasis-Rotunde in Jerusalem. Das ist die Kuppel der Grabkirche, die das Felsengrab Christi überwölbt. Die Legende erzählt, Konrad ... mehr anzeigenDie wechselvolle Geschichte der Mauritiusrotunde reicht zurück bis ins 10. Jahrhundert. Um 955 ließ der Konstanzer Bischof Konrad (934-975) neben dem Münster eine eigenständige Rundkirche auf dem alten Kathedralfriedhof errichten. Sie galt als Kopie der Anastasis-Rotunde in Jerusalem. Das ist die Kuppel der Grabkirche, die das Felsengrab Christi überwölbt. Die Legende erzählt, Konrad sei drei Mal ins Heilige Land gepilgert und habe von dieser Reise die Maße der Anastasis mitgebracht. Die Angleichung der Proportionen sollte die Symbolkraft des Nachbaus erhöhen.Der umtriebige Bischof stattete die Rundkirche mit einer Nachbildung des Grabes Christi aus, die reich mit Gold und Silber geschmückt gewesen sein soll. So vergegenwärtigte er die heiligste Stätte des Christentums in Konstanz. Viele Pilger und Gläubige suchten die Rotunde auf, da sie sich von ihr die virtuelle Anwesenheit in Jerusalem und somit eine größere Nähe zu Gott versprachen.
Vermutlich ließ Konrad auch um 960 als Gewölbeabschluss der Rotunde die mächtige Goldscheibe anfertigen, die heute noch in der Münsterkrypta zu sehen ist. Sie zeigt Christus als Weltenherrscher. Damit wird die dem Kirchenbau zugrundeliegende Idee deutlich: Er verkörperte nicht nur das irdische Jerusalem, sondern auch das himmlische Jerusalem, das jenseitige Reich Gottes.
Konrad weihte die Rotunde dem Hl. Mauritius, dem Reichspatron der Ottonen-Kaiser. Dadurch verband er seine Kirchengründung mit dem Herrscherhaus und verstärkte die politische Bedeutung seines Bischofssitzes. weniger anzeigen