Sehraum

Das Figurenprogramm des Konstanzer Heiligen Grabes präsentiert sich spannend und vielseitig. Als Besucher der Rotunde ist man zunächst dazu angehalten, sich den äußeren Figurenzyklus in der eigenen Bewegung um das Heilige Grab zu erschließen. Der zu erkundende Bewegungsraum verlangt vom Betrachter, zum selbstständigen Akteur bei der Verknüpfung von einzelnen Figuren und Szenen zu ... mehr anzeigenDas Figurenprogramm des Konstanzer Heiligen Grabes präsentiert sich spannend und vielseitig. Als Besucher der Rotunde ist man zunächst dazu angehalten, sich den äußeren Figurenzyklus in der eigenen Bewegung um das Heilige Grab zu erschließen. Der zu erkundende Bewegungsraum verlangt vom Betrachter, zum selbstständigen Akteur bei der Verknüpfung von einzelnen Figuren und Szenen zu werden.

Völlig anders vollzieht sich die Erfahrung des Figurenzyklus im Inneren des Heiligen Grabes. Die prinzipielle Unzugänglichkeit für den Besucher sowie lediglich fragmentarische Einblicke sorgen in Kombination mit einer verklärenden Lichtsituation dafür, dass sich das Innere des Heiligen Grabes als eingeschränkter Sehraum konstituiert. So entsteht ein geheimnisvoller Ort, den es zu enträtseln gilt.

Die Architektur des Heiligen Grabes trägt im Wesentlichen zu diesem Unterschied zwischen Innen und Außen bei. Während sich die Figuren außen frei und von allen Seiten erkundbar präsentieren, rücken die Skulpturen im Inneren nahe zusammen und können nur durch vorgegebene Ausschnitte im Maßwerk sowie aus größerer Distanz betrachtet werden. Die erhöhte Position der Skulpturen und der durch die Absperrung vorgegebene Abstand zum Rundbau schränken den Betrachterstandpunkt maßgeblich ein.

Beim Umschreiten und Betrachten des Grabes werden immer wieder Fragmente des Innenraumes mit wahrgenommen, der innere Figurenzyklus wird zu einer Art Puzzle, dessen ‚Lösung‘ unter anderem durch die Dopplung der Marienfiguren zusätzlich verkompliziert wird. Der noch immer nicht selbstverständliche und nur unter bestimmten Bedingungen mögliche Eintritt in den Innenraum wirkt daher wie die Offenbarung eines Geheimnisses, das seinen Kern jedoch noch immer verhüllt: der auferstandene Christus ist im Figurenprogramm des Heiligen Grabes nirgendwo zu sehen (Dieterich 2009).

Die Truhe, die heute in der Rotunde steht, ist mit 1552 datiert und zweifellos der Ersatz für eine ältere Truhe, die im Bildersturm während der Reformation zerstört worden ist. In eine solche Truhe wurde während der Osterliturgie die Hostie oder ein Kreuz deponiert. weniger anzeigen

  • Abb. 1 von 13 - Bildquelle: Seminargruppe 2012

    Die Geburtsszene

  • Abb. 2 von 13 - Bildquelle: Carina Kaminski

    Gegenüberstellung der Marien

  • Abb. 3 von 13 - Bildquelle: Carina Kaminski

    Blick auf ein Maßwerkfenster

  • Abb. 4 von 13 - Bildquelle: Carina Kaminski

    Blick durch das Maßwerk hindurch auf Figuren im Inneren

  • Abb. 5 von 13 - Bildquelle: Carina Kaminski

    Blick auf die äußere Verkündigungsszene

  • Abb. 6 von 13 - Bildquelle: Carina Kaminski

    Blick nach Innen auf den Engel

  • Abb. 7 von 13 - Bildquelle: Carina Kaminski

    Sicht auf die äußeren Figuren nach Veränderung des Betrachterstandpunktes

  • Abb. 8 von 13 - Bildquelle: Carina Kaminski

    Blick auf den Engel nach Veränderung des Betrachterstandpunktes

  • Abb. 9 von 13 - Bildquelle: Carina Kaminski

    Blick auf einen der drei Könige (außen)

  • Abb. 10 von 13 - Bildquelle: Carina Kaminski

    Blick nach innen auf den Apotheker

  • Abb. 11 von 13 - Bildquelle: Carina Kaminski

    Eine der Marien deutet auf ihr Salbengefäß

  • Abb. 12 von 13 - Bildquelle: Carina Kaminski

    Erschrockener Gesichtsausdruck einer Maria (Detail)

  • Abb. 13 von 13 - Bildquelle: Carina Kaminski

    Schlafende Wächter