1561: Jakob Kurtz als Stifter – Reform und Memoria
Jakob Kurtz war eine typische Humanistengestalt der Katholischen Reform und ein in Konstanz bedeutender Domherr. Der in Freiburg und Dole studierte Sohn einer reichen Bürgersfamilie aus Thann machte im Konstanzer Domkapitel als Vorsteher der Münsterfabrik und geistlicher Rat schnell Karriere. Zudem setzte er sich ein für die Erneuerung der katholischen Kirche. Dies zeigen einerseits seine ... mehr anzeigenJakob Kurtz war eine typische Humanistengestalt der Katholischen Reform und ein in Konstanz bedeutender Domherr. Der in Freiburg und Dole studierte Sohn einer reichen Bürgersfamilie aus Thann machte im Konstanzer Domkapitel als Vorsteher der Münsterfabrik und geistlicher Rat schnell Karriere. Zudem setzte er sich ein für die Erneuerung der katholischen Kirche. Dies zeigen einerseits seine großzügigen Stipendienstiftungen für Priesterschüler, mit denen er die dringend notwendige kirchliche Bildungsreform anstoßen wollte – noch vor den Reformverordnungen des Trienter Konzils (1545-1563). Andererseits lassen dies auch seine Bemühungen um die Wiederbelebung des Kultes in der Rotunde erkennen.Sein Epitaph wurde nach seinem Tod am 10. September 1578 an der Nordwand der Rotunde eingesetzt. An fast jedem Ausstattungsobjekt ließ der Domherr sein Wappen oder eine Inschrift anbringen. Diese omnipräsente Einschreibung in den Kirchenraum sollte seine persönliche Memoria sichern. Die Inschrift des Epitaphs lässt annehmen, dass sich Kurtz hier auch bestatten ließ. Damit erneuerte er die von Bischof Konrad initiierte Tradition der Rotunde als privilegierter Begräbnisort und Memorialstätte, die den Eingang ins Jenseits erleichtern sollte.
Der Domherr nutzte die Rundkirche also auch, um seine Person und Verdienste zu repräsentieren und der Nachwelt in Erinnerung zu rufen. Dies zeigt die sinnfällige Platzierung seines Epitaphs unter dem Kreuzigungsbild. Gekrönt wird die Komposition von dem Totenkopf im Ornamentfries. Als Vanitas-Symbol erinnert er an die Sterblichkeit alles Weltlichen. Damit verbindet Jakob Kurtz sein Sterben auf besondere Weise mit dem Tod des Erlösers – die bislang deutlichste und nachhaltigste Selbstinszenierung eines Stifters in der Rotunde. weniger anzeigen