Die Säulenapostel

Dargestellt sind die zwölf Jünger Christi sowie Jesus selbst und Paulus. Die Figuren sind wie folgt aufgestellt:

ALTAR
Säule 8: ThomasSäule 7: Christus
Säule 9: Judas ThaddäusSäule 6: Simon
Säule 10: MatthiasSäule 5: Matthäus
Säule 11: Andreas Säule 4: heute Kanzel, früher Philippus
Säule 12: BartholomäusSäule 3: Jakobus d.J. und Philippus
Säule 13: PaulusSäule 2: Jakobus ...

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Dargestellt sind die zwölf Jünger Christi sowie Jesus selbst und Paulus. Die Figuren sind wie folgt aufgestellt:

ALTAR
Säule 8: ThomasSäule 7: Christus
Säule 9: Judas ThaddäusSäule 6: Simon
Säule 10: MatthiasSäule 5: Matthäus
Säule 11: Andreas Säule 4: heute Kanzel, früher Philippus
Säule 12: BartholomäusSäule 3: Jakobus d.J. und Philippus
Säule 13: PaulusSäule 2: Jakobus d.Ä.
Säule 14: PetrusSäule 1: Johannes
HAUPTPORTAL

In den Säulen sah man im Mittelalter nicht nur architektonische Stützen der Kirche. Die Funktion konnte allegorisch ausgelegt werden. So beschreibt bereits Paulus in seinem Brief an die Galater die Apostel als „Säulen“ des Glaubens (vgl. Gal 2,9). Die Aufstellung von Aposteln an Säulen ist also eine visuelle Metapher. Außergewöhnlich ist die Anordnung der Figuren: Im Bereich des Hauptportals sind die eigentlich ranghohen Apostel (Johannes, Petrus, Jakobus d.Ä. und Paulus) dargestellt, während um die Christusfigur erhöht im Chorraum auf den Vierungspfeilern Simon, Judas Thaddäus und Thomas arrangiert sind (vgl. Bildbox 02, 03, 04). Durch ihre Blickrichtung sind jeweils vier Apostel im Raum aufeinander bezogen. Ihre Blicke kreuzen sich ähnlich wie die Rippen im Gewölbe. weniger anzeigen

  • Abb. 1 von 6 - Bildquelle: Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg i.Br., Bildarchiv, Aufnahme Peter Trenkle

    14 Säulenfiguren vom Eingang des Langhauses bis zum Chor, etwa lebensgroß, auf Konsolen in einer Höhe von heute 3,30m stehend, mit Baldachinen überdacht. Konsolen und Baldachine sind mit den Säulen verbunden. Aufstellung der Figuren um 1310. Bemalung aus der Zeit um 1888/89, darunter sind mindestens zwei weitere Bemalungen nachweisbar

  • Abb. 2 von 6 - Bildquelle: Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg i.Br., Bildarchiv, Aufnahme Christoph Hoppe

    Dass der Aufstellung der Apostelsäulen ein allegorisches und narratives Raumkonzept zugrundeliegt, ist vor allem an den Figuren des heiligen Thomas und Christus (vgl. Bildbox 03) zu erkennen. Thomas hält ein Buch in der Hand und streckt die rechte Hand mit zwei Fingern in Richtung Jesus aus. Dies spielt auf die Bibelszene an, in der Thomas erst an die Auferstehung glaubt, als er seine Finger in die Wundmale Christi gesteckt hatte (vgl. Joh 20,24-29).

  • Abb. 3 von 6 - Bildquelle: Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg i.Br., Bildarchiv, Aufnahme Christoph Hoppe

    Die Figur Christi bietet im Gegensatz zu den Aposteln zwei deutlich getrennte Ansichten. Vom Kirchenschiff aus gesehen trägt Jesus, in einen roten Mantel gehüllt, ein Kreuz in der Hand. Vom Altarraum aus sind die Wundmale, auf die Thomas zeigt, deutlich sichtbar. Hier erfolgt eine Abgrenzung zwischen Klerus und Gläubigen, da die Wundmale nur vom Chorraum aus sichtbar sind.

  • Abb. 4 von 6 - Bildquelle: Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg i.Br., Bildarchiv, Aufnahme Peter Trenkle

    Markant ist die Aufstellung des heiligen Petrus am Kircheneingang. Mit dem Schlüssel in der einen Hand tritt er mit dem Attribut des Himmelwächters auf. Mit der anderen deutet er auf die Konsole, auf der er steht. Sie wird von einer Affenmutter geziert, die eins ihrer Jungen säugt, und kann Wollust, Tollerei und Torheit symbolisieren. In der Tradition der Seelenkämpfe verweist Petrus damit auf die Aufgabe, seine Laster zu überwinden. Dieses Thema, das für die Vorhalle zentral war, setzt sich in den Konsolen jedoch nicht weiter fort. Die meisten Apostelkonsolen zeigen die Stifterwappen.

  • Abb. 5 von 6 - Bildquelle: Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg i.Br., Bildarchiv, Aufnahme Peter Trenkle

    Während alle Apostel in Tuniken gehüllt sind, ist die Figur des Jakobus in zeitgenössischer (mittelalterlicher) Pilgertracht dargestellt: er trägt einen Pilgerstab, eine Pelerine (ein ärmelloser Mantel), eine Wandertasche und einen breitkrempigen Hut mit Jakobusmuscheln als Beweis, dass man den Jakobsweg gegangen ist. Jakobus ist wie die übrigen Figuren barfüßig dargestellt. Eine Ausnahme bildet der heilige Bartholomäus (vgl. Bildbox 6).

  • Abb. 6 von 6 - Bildquelle: Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg i.Br., Bildarchiv, Aufnahme Peter Trenkle

    Der heilige Bartholomäus trägt als einziger Apostel Schuhe. Dies stellt eine etwas makabre Verbindung zu seinem Martyrium her. Der heilige Bartholomäus soll bei lebendigem Leib gehäutet und dann kopfüber gekreuzigt worden sein. Das Messer in seiner Hand verweist auf die grausame Folter, ist aber zugleich ein Messer, mit dem die Gerber Tiere häuteten. So galt Bartholomäus als Schutzpatron der Gerber und Schuster. Dies erklärt, warum der Apostel als einziger mit Schuhen dargestellt wird. Seine Konsole ziert das Wappen der Familie von Geben, die um 1300 viel Einfluss in Freiburg hatte und wohl auch die Figur gestiftet hat.