Spätgotischer Chor

Im 14. Jahrhundert führte der Wunsch nach einem repräsentativeren Chor mit mehr Raum für kirchliche Stiftungen zum Bau eines neuen Chores. Die Grundsteinlegung des Chores fand im Jahre 1354 statt. Dieses Jahr wurde als Inschrift neben dem nördlichen Portal, dem sogenannten Schöpfungsportal, festgehalten. Im Jahre 1359 begann Johann(es) von Gmünd mit dem ersten Teil des Baus. Es wurden ... mehr anzeigenIm 14. Jahrhundert führte der Wunsch nach einem repräsentativeren Chor mit mehr Raum für kirchliche Stiftungen zum Bau eines neuen Chores. Die Grundsteinlegung des Chores fand im Jahre 1354 statt. Dieses Jahr wurde als Inschrift neben dem nördlichen Portal, dem sogenannten Schöpfungsportal, festgehalten. Im Jahre 1359 begann Johann(es) von Gmünd mit dem ersten Teil des Baus. Es wurden zwei aufwändig geschmückte Portale angelegt, das nördliche Schöpfungsportal und das südliche Marienportal. Die Mauern der Kapellen wurden bis zur halben Höhe gebaut, die beiden Portale und die Sakristei wurden fertiggestellt. Danach geriet der Bau für 100 Jahre ins Stocken. Ein Grund war, dass sich die Stadt nach langen Auseinandersetzungen 1367 von den Stadtherren, den Grafen von Freiburg loskaufen konnte. Die Summe war jedoch so hoch, dass die Stadt über Jahrzehnte hinweg ihre Schulden abtragen musste, so dass die Mittel für den aufwändigen Bau fehlten.

Erst 1471 wurden die Arbeiten am Chor unter Leitung des Grazer Baumeister Hans Niesenberger wieder aufgenommen. Weitere Baumeister folgten bis 1510 der Hochchor fertig eingewölbt war. Die Weihung des Hochaltars fand im Jahre 1513 statt. Die Chorkapellen und der Umgang erhielten ein flaches Dach. In einem Schlussstein des Umgangs ist das Jahr 1536 eingeschrieben. weniger anzeigen

  • Abb. 1 von 5 - Bildquelle: Friedrich Kempf: Das Freiburger Münster, seine Bau- und Kunstpflege, Karlsruhe 1914, Abb. 33

    Die Südseite des spätgotischen Chores von außen. Bauzeit von 1354 bis 1513. Neben Johann von Gmünd aus der Familie der Parler (?) (Werkmeister ab 1359) und Hans Niesenberger (Werkmeister 1471 – 1482) waren vermutlich 17 weitere Baumeister beteiligt. Im Jahre 1536 wurde das letzte Gewölbe des Chorumgangs eingebaut. Die Höhe des Chores beträgt 27,35 m, die der Hochchorpfeiler 4,5 m.

  • Abb. 3 von 5 - Bildquelle: Grundriss entnommen aus: Freiburger Münsterblätter (Hrsg. Münsterbauverein Freiburg i. Br.), 3. Jahrgang 1907, 1. Heft, S. 12, eigene Einzeichnungen

    Der spätgotische Chor besteht im Umgang aus 13 gleichförmigen Kapellen. Zwei sind Eingangskapellen, elf sind private Andachtskapellen. Sieben dieser Kapellen wurden von Freiburger Patrizier oder Adelsfamilien erworben. Der Kapellenkranz ist so angelegt, dass pro Pfeilerzwischenraum zwei Kapellen eingebaut wurden. Im Scheitel des Chorhauptes ist somit keine Kapelle hervorgehoben. Dies spiegelt das egalitäre Ideal der Stadt wieder. Trotzdem bietet der Chorumgang auch Raum für Konkurrenz, z.B. bei der Innenausstattung der Kapellen.

  • Abb. 4 von 5 - Bildquelle: Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg i.Br., Bildarchiv, Aufnahme Christoph Hoppe

    Der Chor ist ein langgestreckter, luftiger Raum mit rautenförmigen Gewölberippen. Über den Pfeilerarkaden erheben sich elf vierteilige durch einen Quersturz unterbrochene Fenster. Die Verglasung mit farbigen Scheiben wurde reduziert, um den Chor in ein helles Licht zu tauchen.

  • Abb. 5 von 5 - Bildquelle: Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg i.Br., Bildarchiv, Aufnahme Peter Trenkle

    Um den Chor ist ein breiter Umgang angelegt, an den sich ein Kranz von Kapellen anschließt. Jede Kapelle wird durch zwei zweiteilige Fenster beleuchtet. Die Kapellen sind vom Umgang durch durchlässige Eisengitter abgeteilt. Die Kapellen wurden von reichen Familien zum Gedenken an ihre verstorbenen Familienmitglieder erworben. Als aufwändigste Form der Stiftung sind sie auch ein Mittel, sozialen Status zu dokumentieren.

  • Abb. 6 von 5 - Bildquelle: Birgit Rucker

    Aufwändiges Maßwerk im Flamboyant-Stil schmückt die Fenster. Das in die Höhe strebende Dach, die spitz herausragenden Kapellen, die Maßwerkbrüstungen, Fialtürmchen über den Strebepfeilern, sowie die reich verzierten Figurenbaldachine mit verspielten Formen sind hochgotische Elemente. An der Farbe der Steine rings um den Chor kann man die Baunaht und den etwa hundertjährigen Baustopp erkennen.