Parusie der Michaelskapelle mit Kreuzigungsnische

Die Michaelskapelle liegt im ersten Obergeschoss der Eingangshalle und ist derzeit nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. An der Ostwand findet man Reste einer 1846 wiederentdeckten Darstellung der Wiederkunft Christi (Parusie), die um 1050 gemalt wurde. Die Zwischendecke für die Kapelle wurde erst später eingezogen und so war die Malerei in der Vorhalle an der Außenwand der Kirche ... mehr anzeigenDie Michaelskapelle liegt im ersten Obergeschoss der Eingangshalle und ist derzeit nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. An der Ostwand findet man Reste einer 1846 wiederentdeckten Darstellung der Wiederkunft Christi (Parusie), die um 1050 gemalt wurde. Die Zwischendecke für die Kapelle wurde erst später eingezogen und so war die Malerei in der Vorhalle an der Außenwand der Kirche ursprünglich über dem Portal für alle sichtbar. Diese Darstellung des Jüngsten Gerichts in St. Georg gehört zu den frühesten Monumentaldarstellungen des Themas über dem Eingang einer Kirche.

Das Weltgericht wird in einer neuen ikonographischen Akzentuierung mit dem Thema der Passion verbunden: Christus zeigt seine Stigmata und auch die Seitenwunde war unter Tunika und rotem Mantel sichtbar. Die Toten im unteren Register sind in unterschiedlichen Phasen der Auferstehung gezeigt. Zur Rechten Christi hält ein Kleriker einen Kelch, um das Blut Christi aufzufangen. Die Anspielungen auf die Passion Christi werden hier durch einen deutlichen Bezug auf die Heilig-Blut-Reliquie fortgeführt, die sich seit 935 auf der Insel befindet. Die unterste Zone ist verloren. Oben akzentuiert ein perspektivischer Mäander den architektonisch vorgegebenen Abschluss der Wand. weniger anzeigen

  • Abb. 1 von 5 - Bildquelle: Landesamt für Denkmalpflege im RP Stuttgart, in: Jakobs 1999, Tafel 138 (rechte Version mit Anpassungen)

    Die von F. Adler 1859 angefertigte farbliche Rekonstruktion zeigt die Vorhalle vor Einbau der Zwischendecke.

    In der Großansicht wurde in der rechten Abbildung die Kreuzigungsnische digital entfernt, da diese erst zusammen mit der im 13. Jahrhundert eingerichteten Michaelskapelle im Obergeschoss entstanden ist.

  • Abb. 2 von 5 - Bildquelle: Landesamt für Denkmalpflege im RP Stuttgart, in: Jakobs 1999, Tafel 153

    Die Parusie in ihrem heutigen Zustand: Die dunklen Verfärbungen sind chemischen Reaktionen der Farbe (insbesondere der Beimischungen Mennige und Bleiweiß) über die Jahrhunderte geschuldet. In der Mitte unten ist die Kreuzigungsnische zu sehen.

  • Abb. 3 von 5 - Bildquelle: Landesamt für Denkmalpflege im RP Stuttgart, in: Jakobs 1999, Tafel 150

    Christus thront als Weltenrichter in einer Mandorla. Als Thron dienen zwei Kreissegmente mit würfelähnlichem Ornament. Die Mandorla wird von einer Art Wolkengrund getragen. Der plastische Schmuck an Mandorla und Kreuznimbus ist verloren. Nur in roter Vorzeichnung erhalten, ist die Inschrift: EGO SUM VIA ET VERITAS ET VITA. Flankiert wird die Mandorla von zwei im Maßstab kleineren Figuren. Vom Betrachter aus rechts steht ein kleiner Engel mit zwei zentralen Werkzeugen der Passion – einem Kreuz aus grob behauenen Stämmen und der Lanze des Longinus. Oben fliegen Engel, die die Toten mit Posaunen aufwecken und weitere Passionswerkzeuge tragen. Links steht die etwas größere Maria, die einen Bezug zu den Auferstehenden im unteren Register herstellt.

  • Abb. 4 von 5 - Bildquelle: Landesamt für Denkmalpflege im RP Stuttgart, in: Jakobs 1999, Tafel 149

    Weiter außen sitzen auf beiden Seiten die Apostel auf Bänken, symmetrisch verteilt, jeweils sechs auf jeder Seite. Alle halten Bücher, bis auf Petrus, der einen großen Schlüssel trägt. Ein ornamentales Band mit Würfelmuster trennt unten eine weitere Zone ab, in der die Auferstehung aus Steinsarkophagen zu sehen ist. Diese Zone wird durch eine nachträglich, im 13. Jahrhundert bei Einrichtung der Kapelle eingebaute Kreuzigungsdarstellung unterbrochen.

  • Abb. 5 von 5 - Bildquelle: Landesamt für Denkmalpflege im RP Stuttgart, in: Jakobs 1999, Abb. 257

    Nach der Wiederentdeckung der Parusie um 1846 wurde die Michaelskapelle entrümpelt und die baulichen Veränderungen in einen ursprünglicheren Zustand zurückgeführt. Die hier zu sehenden Holztreppen (links und rechts) wurden entfernt. Heute ist ein Zugang nur über eine externe Treppe an der nördlichen Vorhallenmauer möglich.