Krypta

Eine Krypta ist ein meist unter der Erde gelegener Raum einer Kirche, der zur Aufbewahrung von Reliquien oder als Grablege dient. Häufig ist er in die liturgische Tradition des Ortes eingebunden und seit Beginn christlicher Wallfahrtsbewegungen im vierten Jahrhundert bevorzugtes Ziel von Pilgern.

Die unter dem Chor gelegene Krypta in St. Georg suggeriert eine Anlage, die aufwändiger ...

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Eine Krypta ist ein meist unter der Erde gelegener Raum einer Kirche, der zur Aufbewahrung von Reliquien oder als Grablege dient. Häufig ist er in die liturgische Tradition des Ortes eingebunden und seit Beginn christlicher Wallfahrtsbewegungen im vierten Jahrhundert bevorzugtes Ziel von Pilgern.

Die unter dem Chor gelegene Krypta in St. Georg suggeriert eine Anlage, die aufwändiger erscheint als sie in Wirklichkeit ist: Sie liegt nicht vollständig unter dem Erdboden und verfügt trotz der beiden Zugänge links und rechts der Vierungstreppe nicht über einen Stollenring, durch den große Pilgerströme prozessieren könnten. Stattdessen führen die Zugänge zu einem Längsstollen. Dieser öffnet sich nach 9 Metern in einem Raum, der die eigentliche Krypta bildet. Über dem Eingang befand sich eine Nische, die durch einen Schacht mit dem Altar der „Oberkirche“ verbunden war. Dort befand sich die Hauptreliquie der Kirche.

Die Anordnung der Stollen in T-Form macht auch in Verbindung mit der ursprünglich vorhandenen Fenestella als Teil einer Blickachse Sinn. Die Fenestella ließ aus der Mittelachse des Kirchenschiffs heraus einen Blick in die Krypta zu. Erst in den 1970er Jahren wurden mit den Kreuzigungsdarstellungen der Ostwand der Krypta zwei bedeutende Teile des ältesten Bildprogramms entdeckt. Zahlreiche Pilgerkritzeleien auf der Nordwand der Krypta weisen darauf hin, dass die Krypta den Besuchern lange Zeit frei zugänglich war. weniger anzeigen

  • Abb. 1 von 2 - Bildquelle: Landesamt für Denkmalpflege im RP Stuttgart, in: Jakobs 1999, Tafel 115

    Wie Untersuchungen von Mauerwerk und Putz ergeben haben, wurde die Krypta nicht nachträglich in die Kirche eingebaut, sondern gehört zum ältesten Bestand der Anlage. Der Raum wurde von Anfang an zur Aufnahme einer bedeutenden Reliquie eingerichtet. Die Krypta ist inzwischen wieder weiß getüncht, was der ersten Fassung des Raums entspricht. Die Abnahme der späten Mal- und Mörtelschichten wurde auf Grund von Feuchtigkeitsschäden und Schimmelbefall nötig.

  • Abb. 2 von 2 - Bildquelle: Landesamt für Denkmalpflege im RP Stuttgart, in: Jakobs 1999, Tafel 112

    In Nord-, Ost- und Südwand sind mittig kleine Fenster eingelassen, welche die Krypta ausreichend beleuchten. Die neun Kreuzgratgewölbe werden von vier im Quadrat angeordneten, steinernen Säulen getragen. Mit Verlegung der Hauptreliquie wurde der Raum mehrfach umgestaltet und umgenutzt. Mittig zwischen den Säulen steht heute ein Blockaltar, dem ein erhöhtes Podest vorgelagert ist. Die Aufnahme von W. Kratt zeigt den Zustand der Krypta um 1910.