Nordfenster im Chor mit Originalfassung

Das Fenster an der Nordwand des Chors muss bereits vor der gotischen Überarbeitung der Malereien zugemauert worden sein. So stieß Konrad Hecht bei der Freilegung in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts auf außergewöhnlich gut erhaltene Schichten der Erstausmalung. Sie vermitteln einen Eindruck, wie die Malerei des Wunderzyklus und seine Ornamente einmal ausgesehen haben könnten. Auch Form und Größe des Fensters zeigen, wie die Fenster des ersten Baus einmal ausgesehen haben. Alle anderen Fenster wurden im Lauf der Zeit erweitert, vergrößert und häufig auch versetzt.

  • Abb. 1 von 2 - Bildquelle: Damaris Kriegs, Romy Abraham

    Ansicht des Nordfensters im Chor

    Das Grundmotiv bilden zwei gleich große, in ihrem Mittelpunkt leicht versetzte Kreise. Dadurch bilden sich zwei Sicheln, die durch die unterschiedliche Gestaltung wie Außen- und Innenseite eines Rings wirken. Auf jeder Seite der Laibung befinden sich jeweils drei Grundformen, eine weitere markiert den Scheitel. Durch die perspektivisch anmutenden Ringe hindurch „wächst“ eine Akanthusstaude. Die beiden Stauden treffen in der Mitte aufeinander. Zwischen den Blattornamenten und den Kreissegmenten sind kleine Punktrosetten platziert. Das Ornament wird auf beiden Seiten von einem gelben Band gerahmt.

  • Abb. 2 von 2 - Bildquelle: Landesamt für Denkmalpflege im RP Stuttgart, in: Jakobs 1999, Abb. 616a

    Ornamentmalerei in der östlichen Laibung

    Die Ornamente der Fensterlaibung wurden maltechnisch ähnlich angelegt wie die vertikalen Ornamentstreifen des Wunderzyklus. In beiden Fällen lassen sich Einstichpunkte zur Konstruktion der kreisförmigen Grundform nachweisen. Auch der Aufbau der Farben stimmt mit den ältesten, im Mittelschiff jedoch überarbeiteten Malschichten überein. Die Grundornamente und die Akanthusblätter wurden mit einer hellroten Farbe angelegt. Die Blätter wurden dann in einem weiteren Arbeitsgang dunkelrot und gelb ausgearbeitet. Akzente wurden mit blauen Pigmenten gesetzt, die an den inneren Blättern und an den Punktrosetten hervortreten. Anschließend wurde das gesamte Ornament mit einer weißen Farbe modelliert. Besonders flächendeckend ist die Weißtönung in den inneren „Sicheln“ der Ringe.