Mäander – Anbindung an den Wunderzyklus

Zu den Wandmalereien von St. Georg gehören drei ornamentale Mäanderbänder. Sie unterstützen die horizontale Gliederung der Architektur in Obergaden, Bildzone und Arkadenbereich. Der obere Mäanderzug setzt direkt unterhalb der Decke an und bildet gemeinsam mit dem mittleren Mäander eine Klammer um die Obergadenfenster und die dazwischen liegenden Aposteldarstellungen. Das mittlere und ... mehr anzeigenZu den Wandmalereien von St. Georg gehören drei ornamentale Mäanderbänder. Sie unterstützen die horizontale Gliederung der Architektur in Obergaden, Bildzone und Arkadenbereich. Der obere Mäanderzug setzt direkt unterhalb der Decke an und bildet gemeinsam mit dem mittleren Mäander eine Klammer um die Obergadenfenster und die dazwischen liegenden Aposteldarstellungen. Das mittlere und untere Mäanderband bildet zusammen mit den vertikalen Ornamenten den Rahmen für die Bildfelder des Wunderzyklus. Zusätzlich kaschiert der untere Mäander die Verschiebung zwischen den unterschiedlich breiten Bildflächen des Wunderzyklus und den regelmäßig rhythmisierten Arkadenbögen.

Primär heben sich die Mäanderbänder durch einen perspektivischen Effekt hervor. Die gemalten Ornamente scheinen in das Mittelschiff zu ragen und sich nach rechts zu neigen. Diese Tatsache kristallisiert sich besonders beim unteren Mäanderband heraus. Abwechselnd erscheint dort das Motiv des Swastikakreuzes, zusammen mit einem nach vorne geöffneten Quader, der auf die darüber liegenden Wunderszenen zu verweisen scheint.

Damit wird ein starker Bildeffekt erzielt, in der die optische Wirkung des Ornaments stark von seiner graphischen Herstellung abweicht. Die perspektivische Ausrichtung unterstreicht die von den Christus-Darstellungen vorgegebene Aktions- und Leserichtung der Malereien, die auf der Nordwand zum Altar hin und auf der Südwand wieder zurück zum Kirchenportal führt. weniger anzeigen

  • Abb. 1 von 2 - Bildquelle: Landesamt für Denkmalpflege im RP Stuttgart, in: Jakobs 1999, Abb. 633b, 634b und 635b

    In den Mäandern ist die ursprüngliche Malsubstanz in unterschiedlichem Maß erhalten.

  • Abb. 2 von 2 - Bildquelle: Berschin, Abb. 8

    Die Abbildung zeigt eine Szene aus den Wandmalereien in der Silvesterkapelle Goldbach bei Überlingen. Die Szene mit der „Auferweckung des Jünglings Naim“ wurde nach der Darstellung in St. Georg gestaltet. Unter der Szene wird ein Mäanderornament sichtbar, das zu einer älteren Ausmalung der Kapelle gehört. Sie ist etwa um 840 zu datieren und gilt als eines der ältesten erhaltenen Beispiele der Reichenauer Malerwerkstatt. Das Beispiel zeigt, wie früh die malenden Mönche das System des perspektivischen Mäanders beherrschten. Entdeckt und wieder freigelegt wurden diese Malereien 1904.