Zur bildlichen Umsetzung bieten sich in dem entsprechenden Abschnitt des Romans zwei Handlungsmomente besonders an: zum einen der heimliche Besuch Condwiramurs an Parzivals Bett in dessen erster Nacht in Pelrapeire und der darauffolgende Zweikampf zwischen Kingrun, dem Seneschall des Belagerungsheeres, und Parzival. Für den Kampf, aus dem Parzival als Sieger hervorgeht, spricht laut Ächtler (2007), dass bereits der obere Bilderstreifen sehr wahrscheinlich mit einem Kampf (Parzival tötet Ither) endete. Die kompositorische Entsprechung käme damit auch einer moralischen Steigerung gleich: vom habgierigen Mord der dem Eigennutz dient, zum ritterlichen Zweikampf im Namen einer hilflos bedrängten Königin.
Freilich könnte zuvor auch dargestellt gewesen sein, wie Condwiramurs von ihren eigenen Kammerzofen unbemerkt mitten in der Nacht im weißen Seiden-Nachthemd, einem „hemde wîz sîdîn“ (192, 15) zum schlafenden Parzival schlich, um diesen um Rat und helfende Tat gegen die Belagerer anzuflehen. Dafür spricht auch die Fackelträgerin, die eine nächtliche Szene zu eröffnen scheint. Verständlicherweise bietet die auf rührend-unbeholfene Art keusche Nacht mit ihrer Umkehrung der klassischen Geschlechter-Initiative viel Raum zur imaginativen Ausgestaltung.