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Zeitnah zu den Fresken im Haus zur Kunkel wurde an der Westwand der Kirche des Dominikanerklosters in Konstanz ein großer Märtyrerfries gemalt, der ein wahres Kabinett der Grausamkeiten darstellt. Die untere Bildreihe bleibt weiblichen Heiligen vorbehalten, darunter drei Märtyrerinnen, denen, gekettet an einen Marterbalken, die Brüste abgeschnitten werden. Das Vergleichsbeispiel zeigt, wie irritierend leicht auch mittelalterliche Betrachter die Haltung der Arbeitswerkzeuge über bekannte Bildmuster mit sadistischen Vorstellungen assoziieren konnten.
GVBTVL WURCH ICH I D RAMEN (II, 7)
Das Bildinventar verhindert in diesem Bild erstmals eine ungehinderte Sicht auf die Protagonistin. Ein Rahmengestell stellt sich zwischen den Betrachter und die Frau in rotem Kleid, die ihr Haar halblang hochgesteckt hat und auf einem Kissen sitzen darf. Ihr konzentrierter Blick richtet sich auf ihre beiden Hände, die in der Mitte des Rahmens auf Brusthöhe arbeiten. In der einen Hand scheint sie eine Hechel, in der anderen Hand ein Messer zu halten.
Wunderlich geht beim zugehörigen Titulus von einigen Verschreibern aus und liest „GVBTVL“ und versteht die Abkürzungen „I“ und „D“ als „IN“ und „DEM“. Es lässt sich also übersetzen: „Gürtel wirke ich in dem Rahmen.“ Die Arbeiterin produziert Schmuckgürtel, die zur damaligen Zeit auch Aufhängefunktion hatten, um Taschen und Beutel am Gewand zu befestigen (vgl. auch Abb. 2).