I-1 I-2 I-3 I-4 I-5 I-6 I-7 II-1 II-2 II-3 II-4 II-5 II-6 II-7 III-1 III-2 III-3 III-4 III-5 III-6 III-7

ZETTELN KAN ICH WOL UND EBEN (II, 2)

Das erste Mal im Zyklus hat sich die Weberin in ihrem roten Kleid hingestellt, um ihrem Instrument besser Herr zu werden. Sie trägt eine elegante unter dem Kinn gebundene Haube, die sie wie die anderen Weberinnen mit Gebende als verheiratete Frau kennzeichnet. Quasi gespiegelt zum vorigen Bildfeld steht sie mit dem Rücken zum linken Bildrand und blickt auf die vor ihr stehende Konstruktion. Deutlich sind die seitlichen Sprossen zu erkennen, um die die leicht durchhängenden Fäden gewickelt sind.
Als Vorbereitung zum eigentlichen Weben werden nun die Kettfäden (Zettel) auf den Webstuhl aufgespannt. Die Art der Wicklung kann an der Darstellung wie in einer Art Konstruktionsanleitung verfolgt werden. In ihrer rechten Hand hält die Zettlerin ein Instrument mit Löchern, das zur Trennung der Kettfäden dient. Wiederum wird das herausragende handwerkliche Geschick der Weberin betont, wenn es heißt, sie könne das „wol und eben“ tun: „Zetteln kann ich gut und gleichmäßig.“ Beim sogenannten Zetteln kam es darauf an, genau nach Vorschrift zu bemessen, sonst waren hohe Geldstrafen fällig (Wunderlich, S. 58).